Freeze Frame (GB/IRL 2004)

freeze-frame„Kamera aus heißt ausgeliefert.“ – Sean

Filminteressierten dürfte Lee Evans durch komödiantische Auftritte in „Mäusejagd“ oder „Verückt nach Mary“ bekannt sein. Im Psycho-Thriller „Freeze Frame“ entdeckt der Brite seine abgründige Seite. Als fälschlich angeklagter Mörder Sean Veil wird Evans in John Simpsons Spielfilmdebüt zur Geisel seines eigenes Alibizwangs. Um nie wieder eines Verbrechens bezichtigt zu werden, isoliert sich der Paranoiker in einem Bunkerkomplex vor der Außenwelt und dokumentiert über Jahre hinweg jeden seiner Schritte mit Videokameras. Der Geist hat unter der Knute der eigenen Totalität gelitten und Sean in ein exzentrisches Wrack verwandelt. Als ihm abermals eine Bluttat zur Last gelegt wird, werfen ausgerechnet seine Überwachungsbänder Fragen auf.

Mit „Freeze Frame“ ist Autor und Regisseur John Simpson ein bemerkenswerter Thriller gelungen, in dem Komödiant Lee Evans als kontrollfanatischer Außenseiter besticht. Auch beim Verlassen seines Domizils überlässt er nichts dem Zufall, entfernt sämtliche Haare von seinem Körper und bestückt seinen Torso mit einem Stativ. Die minutiöse Aufzeichnung seines Lebens ist längst zur Manie geworden, als der todkranke Ermittler Louis Emeric (Sean McGinley, „Butcher Boy“) neue Versuche unternimmt, den seinerzeit nicht verurteilten Verdächtigen zu überführen. Mit gewohnt waberndem Doppelkinn unterstützt ihn Ian McNeice („From Hell“) als selbstgefälliger Forensiker Paul Seger. Einzig Fernsehjournalistin Katie Carter (Rachael Stirling, „Othello“), Anverwandte der von Sean mutmaßlich ermordeten Personen, scheint Sean Glauben zu schenken.

Auf dieser Grundlage baut der Film wachsende Spannung auf. In verfremdeten Bildern werden Einblicke in das Alltagsleben des kauzigen Einsiedlers vermittelt, begleitet von Off-Kommentaren und Texteinblendungen. Der Kreis der Protagonisten bleibt auf die vier Schlüsselfiguren beschränkt, was relativ wenige Verdachtsverlagerungen zulässt. Eine reine Weste hat keine der Figuren in Seans Umfeld. Entsprechend schnell klärt sich die Frage der Komplottierung. Gut gespielt und verstörend visualisiert, spielt „Freeze Frame“ über weite Strecken auf Augenhöhe mit unkonventionellen Spannungserzeugnissen wie „Memento“ oder „The Machinist“ mit. Leider erweist sich die Auflösung, gemessen am fesselnden Vorlauf, als schwächstes Glied einer originell konstruierten Ereigniskette. Freunde abseitiger Thrillerkost sollte das jedoch nicht verschrecken.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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