Frankenstein’s Army (NL/CZ/USA 2013)

Amaray Wrap.EPSDie klassische Schauermär um den fehlgeleiteten Wissenschaftler Viktor Frankenstein hat eine Vielzahl an Filmen inspiriert. Manche davon orientieren sich eng an der Vorlage Mary Shelleys, andere wiederum variieren lediglich die grundlegenden Motive eines Leben und Tod überwindenden Mad Scientist. Einen der bislang ungewöhnlichsten Ansätze präsentiert Richard Raaphorst mit seinem Langfilmdebüt „Frankenstein’s Army“. Denn der effektvolle Low Budget-Schocker kombiniert Kriegsfilm mit Found Footage-Horror und lässt den Enkel des legendären Monstermachers in einer russischen Industriebrache bizarre Roboterzombies erschaffen.

Aber alles der Reihe nach. Irgendwann während des Zweiten Weltkriegs wird eine russische Einheit ausgesandt, um die Genossen beim Kampf um ein abgelegenes Dorf zu unterstützen. Zumindest laut offizieller Missionsvorgabe. Begleitet wird die Gruppe von Dimitri (Alexander Mercury), der den gesamten Einsatz auf Geheiß von Stalins Machtapparat mit der Kamera festhält. Gerade zu Beginn übt sich Raaphorst, auf dessen Idee das Skript basiert und der seine Karriere als Conceptual Artist (u.a. bei verschiedenen Werken von Brian Yuzna) begann, in Zurückhaltung. Doch sollte man bei einem Konzept wie diesem trotzdem besser nicht über Realitätsgehalt oder Glaubhaftigkeit diskutieren.

Hat man sich aber erst einmal auf das eigentümliche Szenario eingelassen und akzeptiert, dass die Handkamera selbst im Kampf auf Leben und Tod noch munter draufhält, erlebt man als geneigter Genrefreund sehenswert grotesk angepinselten Underground-Horror. Der strotzt vor morbidem Humor und fährt mit Karel Roden („Hellboy“) einen spielstarken Akteur als irren Forscher auf. Am vermeintlichen Zielort werden die Soldaten mit tödlichen, aus Leichenteilen und Elektroschrott zusammengebastelten Nazischergen konfrontiert. Deren retrofuturistische Erscheinung überzeugt und amüsiert zugleich. Denn die Verbindung von Mensch und Maschine wirkt mit Propellerkopf oder Bohrernase angenehm überzeichnet.

Natürlich steckt mehr hinter der eigentlich simplen Mission, als deren wahres Ziel sich Frankenstein entpuppt. Bis der aber zum Zuge kommt, filmt Dimitri den Marsch durchs zerbombte Ödland und die Plünderung eines Bauernhofes. Als die russische Kampftruppe von den Tötungswerkzeugen Frankensteins aufgerieben wird, ist guter Rat teuer. Die Begleitung der Soldaten allein allerdings würde auf Dauer ermüdend wirken, so dass Dimitri irgendwann auf sich allein gestellt durch des Doktors abseitiges Panoptikum stolpert und im Schlussakt gar von Frankenstein selbst für dokumentarische Aufnahmen seines Wirkens eingespannt wird. Dazwischen fängt die verwackelte Kamera sporadisch platzende oder aufgetrennte Köpfe ein und suhlt sich freudvoll in den Klischees des pseudo-dokumentarischen Horrors. Sicher kein Klassiker, dafür ein eigenwillig entartetes Schauerstück.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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