Frankenstein trifft den Wolfsmenschen (USA 1943)

frankenstein-trifft-den-wolfsmenschenUnter wirtschaftlichem Diktat ignorieren Fortsetzungen seit jeher die dramaturgische Realität ihres Originals. So auch Universals erster Monster-Clash „Frankenstein trifft den Wolfsmenschen“, der mit den bekannten Schicksalen seiner traurigen Grusel-Ikonen einen eher freigeistigen Umgang pflegt. Das Drehbuch schrieb Curt Siodmak, der auch das „Wolfmensch“-Original erdacht hatte. Unter seiner Feder wird Lon Chaney Jr. als Larry Talbot reanimiert und findet in Frankensteins Monster (übertrieben theatralisch gespielt von „Dracula“-Star Bela Lugosi) einen verfluchten Schicksalsgenossen.

Dass Talbot am Ende von „Der Wolfsmensch“ mit dem silbernen Knauf eines Gehstocks erschlagen und somit von seinem Leid erlöst wurde, vernachlässigen Siodmak und der mehrfache „Sherlock Holmes“-Regisseur Roy William Neill. Wenige Jahre nach den Ereignissen des Erstlings lassen sie des Nachts zwei Diebe in die Grabkammer Talbots einsteigen, der mit allerhand Wertgegenständen bestattet worden sein soll. Statt einem verrotteten Leichnam finden die Einbrecher den Toten unversehrt, bedeckt mit Wolfsbane (zu Deutsch: Eisenhut) – und nach kurzer Untersuchung sogar quicklebendig.

Tage später erwacht der Reanimierte in einem entfernten Krankenhaus. Doktor Mannering (spielte in anderer Rolle auch im Original: Patric Knowles) hat ihm den verbeulten Schädel gerichtet (immerhin verknüpft Siodmak die losen Enden bemüht plausibel), was für die Polizei einige Fragen, insbesondere nach der Identität des Fremden, aufwirft. Als Talbot (von Jack P. Pierce ausgefeilt getrickst) wieder zum Wolf mutiert und zu Töten beginnt, flüchtet der lebensmüde Verfluchte und sucht Zigeunerin Maleva (noch einmal in ihrer berühmtesten Rolle: Maria Ouspenskaya) auf, deren Sohn ihn einst infizierte.

Sie bringt ihn zum Schloss des legendären Dr. Frankenstein, in der Hoffnung er könne den Fluch brechen. Doch die Arbeitsstätte des in der Region verhassten (und längst toten) Wissenschaftlers liegt in Trümmern. Über Frankensteins Tochter Elsa (Ilona Massey) versucht Talbot an das Tagebuch des Monsterschöpfers und damit das Geheimnis über Leben und Tod zu gelangen. In der Ruine trifft der Wolfsmensch schließlich auf die Kreatur Frankensteins, die in der nahen Stadt bald wieder für Panik sorgt. Doktor Mannering, der Talbots blutiger Spur gefolgt ist, bietet seine Hilfe an, verfällt aber dem Wahnsinn und versucht Frankensteins Experimente fortzuführen.

Der ansehnlich inszenierte Schwarz/Weiß-Gruselfilm lebt von Charme und Größe seiner Monster, gibt sich aber reichlich naiv und dramaturgisch arg zusammengestoppelt. Lon Chaney Jr. überzeugt wieder als trauriger Lykanthrop mit Todessehnsucht. Aussicht auf schnelle Erlösung besteht jedoch nicht, schließlich muss er sich im Finale noch in Wolfsgestalt mit dem Frankenstein-Monster balgen. Die Tricks und Miniaturbauten gefallen, ohne den stattlichen Nostalgiefaktor bliebe aber nur ein handwarmer Aufguss der klassischen Schauergeschichten. Die Universal-Kreaturen hatten ihre besten Zeiten einfach hinter sich.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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