Flash Gordon (GB 1980)

flashgordon„Who are you?!“
„Flash Gordon, Quarterback, New York Jets!“

Am Anfang schon ward er besungen, geboren nur um ein Held zu sein:
„Flash – aaa-aaaah – saviour of the universe!“

Imperator Ming (Max von Sydow, lebende Kinolegende) vom Planeten Mongo, der böser ist als Dr. Evil, Palpatine, Pinky und der Brain zusammen, hat einen eigenartigen Zeitvertreib: Alle tausend Jahre – was macht er eigentlich zwischenzeitlich? – sucht er die Planeten der umliegenden Sternensysteme mit selbst kreierten Naturkatastrophen heim. Dafür hat er eine fancy 80er-Jahre Schaltleiste mit richtig fiesen Funktionen wie „Meteor Sturm“, „Erdbeben“, „Vulkaneruption“, „Taifun“ und vielen anderen. Und alle sind sie in englischer Sprache geschrieben, obwohl er wie bereits erwähnt, eigentlich in einer lucas´schen weit entfernten Galaxis den großen Diktator zum Besten gibt.

„Flash – aaa-aaaah – he’ll save everyone of us!“

Sollten die Bewohner seine Eingriffe in die Natur als natürliche Ereignisse wahrnehmen, so lässt er sie in Frieden weiterleben, weil sie noch nicht so weit entwickelt zu sein scheinen, um für ihn eine ernstzunehmende Gefahr darzustellen. Erkennen sie aber, dass hinter den Katastrophen eine über ihnen stehende Macht steht, so zerstört er das Zentralgestirn, welch Heimtücke, zu seinem reinen Vergnügen! Genug Knöpfe hat er ja auf seiner Tastatur des Verderbens. Eines Tages widmet er sich dem dritten Planeten von der Sonne der Michstraße aus („Obskures Himmelskörperchen, welches die Eingeborenen den Planeten Erde nennen“ – Klytus, Mings Nummer Eins), auf dem der brillante aber anscheinend nicht mehr ganz dichte Dr. Hans Zarkov (Theaterdarsteller Chaim Topol, „Galileo“) seine Spielchen bemerkt. Deshalb bringt der gnadenlose Ming den Mond aus seiner Laufbahn der mit unserem blauen Riesen kollidieren soll, damit alles tot gemacht wird. Da kann nur noch ein Wunder helfen. Gott sei Dank geht das Lied folgendermaßen weiter:

„Flash – aaa-aaaah – he’s a miracle!“

Etwa zur selben Zeit sind Football-Star Flash Gordon (Sam J. Jones, der spätere „Highwayman“) und die zukünftige Mutter seiner Kinder Dale Arden (Melody Anderson, von „Dallas“ bis zum „A-Team“ an der TV-Front bewährt) mit dem Flugzeug nach New York unterwegs. Plötzlich werden die Piloten aus dem Cockpit dematerialisiert und Flash kann es – den Flugstunden sei Dank – notlanden. Und, man glaubt es kaum, crashen sie doch tatsächlich mitten in Zarkovs bescheidene Wissenschaftlerbude! Der tollkühne Gelehrte hat einen nicht minder tollkühnen Plan: Mit seiner selbstgebastelten Rakete, die in seinem Wohnzimmer rumsteht (bekloppter Wissenschaftler, ebenda), will er die unendlichen Weiten des Weltalls bezwingen, um die Invasion auf unseren blauen Klumpen zu stoppen.

Dafür braucht er aber noch jemanden, der während des Starts in dem Mini-Cockpit eine famose rote Pedale drücken muss – die Tücken der Technik machen eben auch vor einem solch genialen Geiste wie dem Zarkovs nicht halt. Flash und Dale fliegen also eher unfreiwillig mit und landen, nachdem sie ein farbenprächtiges Wurmloch durchfliegen dürfen, schnurstracks und ohne Umwege direkt auf Mongo. Während sie von Mings Leibwachen gefangen genommen werden, ahnt noch keiner, dass ein tumber Football-Spieler das Universum vor der größten Gefahr, die ihm jemals drohte, befreien wird. Nicht umsonst nennt man ihn auch den König des Unmöglichen. Zweifel? Dann horchet mal in die nächste Zeile hinein:

„Flash – aaa-aaaah – king of the impossible!“

Laserkanonen, die eine würgende Plastikhand abschießen. Glitzerkostüme jenseits von Gut und Böse. Eine Prinzessin, die einen an der Leine gehaltenen Liliputaner namens Fellini spazieren führt. Und Freddie Mercury trällert bardenhaft im Hintergrund. Willkommen in der vollkommen absurden Welt des Flash Gordon anno 1980! Dino de Laurentiis (produzierte schon die Comicverfilmungen zu „Barbarella“ und „Gefahr: Diabolik“) konnte einem gewissen George Lucas die Rechte zu Alex Raymonds Kultcomic vor der Nase wegschnappen. Dass die Version des Übervaters der Sternenkriege sicherlich anders ausgesehen hätte, kann sich bestimmt jeder denken. Selbst wenn Lucas 1985 eine gewisse sprechende Ente ins Kino brachte.

Doch auch De Laurentiis´ Pläne sahen anfangs anders aus. So hatte man für die Rolle des Gordon Ferrao, wie Flash bürgerlich heißt, Kurt Russel im Auge und für den Regiestuhl keinen geringeren als Federico Fellini im Sinn. DEN Federico Fellini. Aus ihm wurde schließlich nur ein Gag am Rande, die Regie und die 35 Millionen Budget übergab man Mike Hodges („Get Carter“) und Russel wurde durch Sam J. Jones ersetzt. Adäquaten Ersatz fand man lediglich für den Soundtrack, haben Queen doch für eine der auch heute noch mark-aaa-aaaa-ntesten Filmuntermalung des SF-Kinos gesorgt – auch wenn Pink Floyd sicherlich nicht minder meisterhaft komponiert hätten.

Flash Gordons erstes und bisher leider einziges großes Kinoabenteuer ist wie dafür geschaffen, die Cineasten-Geister zu scheiden. Für die einen ist und bleibt er einfach ganz großer Mist, für die anderen hingegen der hochbudgetierte galaktische Spaß schlechthin. Dass man Hodges´ Film den immensen Etat allerdings nicht unbedingt ansieht, dürfte beide Parteien einig stimmen. Nichtsdestotrotz sollte das noch als kleineres Übel angesehen werden, denn alle, die bei kunterbunter 80er-Optik dem Erbrechen nahe kommen, sollten einen grooooßen Bogen um das schon mit farbenprächtigen Cover gestaltetem glänzendem Abenteuer machen. Und „glänzend“ ist hier wortwörtlich zu verstehen: Mings Residenz glitzert und funkelt nämlich mehr noch als der Olymp im neuen „Kampf der Titanen“ und die obskuren, nicht selten goldenen und blankgeputzten Kostüme laden herzlichst zum kollektiven Wegsehen ein. Wäre einer auf die Idee gekommen, eine Travestie-Show mit „Star Wars“ zu kreuzen, dann würde diese „Flash Gordon“ sicher verdammt ähnlich sehen.

Komische, ja oft absurde Einfälle runden den spaßigen Quatsch ab. Man achte etwa bei der Szene, in der Flash im Kerker gefangen gehalten wird – nicht ablenken lassen von dem total merkwürdigen Kasten mit den Zacken auf seinem Kopf – wie bescheuert die Masken der mit eingekerkerten Schlangenmenschen geworden sind. 35 Millionen Dollar und dann so etwas Schrulliges? Aber das Drehbuch legt sein Augenmerk doch lieber auf (schlecht choreographierte) Action und miese Spezialeffekte. Immerhin Max von Sydows Ming verdient sich einen höheren Platz in der Rangliste der coolsten Filmbösewichte. Dass das Kino-Urgestein reichlich Spaß an der Rolle hat, ist nicht zu übersehen, was dazu beiträgt, dass immer wenn er die Bühne des Geschehens betritt, alles Augenmerk automatisch auf ihm liegt.

Ach, Timothy Dalton, der vierte der Bonds, lungert auch in der Szenerie herum. Als Prinz Barin, dessen Habitus und Hexis an eine Mischung aus Eroll Flynn und Peter Pan erinnern, mag er unseren Flash zuerst gar nicht, um ihn dann aber beim Ansturm auf Mings Machtzentrum tatkräftigst zu unterstützen. Genauso wie Shakespeare-Mime Brian Blessed, der als geflügelter und trinkfester Prinz Vultan zuerst irgendwie keinen Bock auf Revolution hat, dann aber doch noch von der guten Sache überzeugt wird. Und wie, Schande über mich, konnte ich nur bisher die ikonenhafte Ornella Muti unerwähnt lassen, die als linkische Prinzessin Aura und Tochter des Imperators in ihren knappen Kleidchen Männerherzen zum Schmelzen bringt wie ihr Daddy Planetenkerne?

Was als große Weltraum-Saga geplant war – deshalb auch das offene Ende –, blieb (leider?) auf einen Film beschränkt. Sam J. Jones hatte im Jahre 2007 noch einen Gastauftritt in der wirklich miesen TV-Serie und miesesten Flash-Adaption überhaupt, die nach 21 Folgen zum Schluss kommen sollte. Was bleibt ist eine Comicverfilmung, die sich eigentlich relativ oft von der Vorgabe bedient, welche aber auch vom Fluch der 80er-Farbübetreibung nicht halt machen kann. Aus heutiger Sicht ist aber genau dieser Makel auch einer der Gründe, weshalb sich trotz der Misere an den Kinokassen viele an den Film erinnern. Neben Ornella Mutis Outfits natürlich.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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