Feuerwalze (USA 1986)

feuerwalzenorrisDas Original heißt „Indiana Jones“, Kopien gibt es wie Sand am Meer. Eines der gröbsten Körnchen ausgesiebter Epigonen ist Chuck Norris, der als abenteuerlustiger Haudegen Max Donigon in „Feuerwalze“ sein Image als beinharter Action-Held torpediert. Verantwortlich ist – wie könnte es anders sein? – die Golan/Globus-Hitfabrik Cannon, in der während der goldenen Achtziger zahlreiche B-Movies mit unerhört großzügigem Budget produziert wurden. Regie führte J. Lee Thompson („Das Weiße im Auge“), der in dieser Ära zumeist kernige Selbstjustizstreifen mit Charles Bronson kredenzte. Aber es geht auch anders, beizeiten, wie dieser Film zeigt, schmerzhaft anders.

Der Genuss der „Feuerwalze“ kann gesundheitsschädlich sein. Zum einen durch drohende Lachfalten und zwerchfellerschütternde Bauchkrämpfe, zum anderen der hohen Schlagzahl hochprozentiger Alkoholika wegen. Denn nüchtern ist dieser Streifen kaum zu bewältigen. Doch einmal begonnen, amüsiert dies Festival der Lächerlichkeit auf einer Ebene, die selbst bewusst konzipierter Trash der Gegenwart unmöglich zu erreichen im Stande erscheint. Auf Geheiß der „Trümmerlotte“ Patricia Goodwin (Melody Anderson, „Flash Gordon“) stürzt sich Max mit dem „blassen Leo“ (Oscarpreisträger Louis Gossett Jr., „Ein Offizier und Gentleman“), „von Beruf Neger“ in ein halsbrecherisches Abenteuer, bei dem kein Auge und keine Hose trocken bleibt.

Im Stile trashiger Serials der dreißiger Jahre plündert „Feuerwalze“ sämtliche Cliffhanger-Klischees und wird bei aufgesetzter Humoreske glatt zur Selbstparodie. Dem deutschen Verleih ging der Schabernack aber nicht weit genug. Entsprechend flocht die furchterregend alberne und politisch punktiert unkorrekte Synchronisation Wortgefechte ohne Lippenbewegung und Witzigkeiten aus der Mottenkiste ein. Der verschlagene einäugige Indio (Sonny Landham, „Predator“) wird in Max‘ Verständnis vom „Zyklopen“ zum „Zimtklops“, Sidekick Leo gar zum „Negerkussbäcker“. Apropos Sidekick, natürlich darf Chuck Norris auch hier böse Buben durchs Mobiliar oder Unterholz treten, wirkt abseits Bewegung erfordernder Kloppereien aber steifer denn je.

Auch „Herr der Ringe“-Kampfzwerg John Rhys-Davies gibt sich die Ehre eines seiner zahllosen Gastspiele und komplettiert damit die Mitwirkungsliste des Abenteuerfilms, mimte er sich doch bereits durch „Indiana Jones“ und dessen Ableger „Quatermain“. Mit Sack und Chuck ist „Feuerwalze“ pseudo-cooler Mumpitz mit ersprießlicher Dämlichkeit und klamaukiger Kurzweil. Die Inszenierung gibt sich bemüht flott, die Darsteller machen sich nicht nur in der deutschen Version zum Affen. Für Feingeister ist der um Mystik bemühte Film nix, wohl aber ein Fest für Freunde absurder Komik.

Und weil’s so schön war, die heißesten Schoten der deutschen Fassung im komprimierten Schnelldurchlauf:

Während der anfänglichen Verfolgungsjagd durch die Wüste:
Max: „Wir hätten beim Pokern nicht bescheißen sollen.“
Leo: „Ich hab noch nie beim Pokern geschissen.“

Thekengespräch á la Norris und Gossett Jr.:
Leo: „Wie viele Expeditionen haben wir zusammen gemacht?“
Max: „Hundertdrei.“
Leo: „Fünfzehn. Fünfzehn in zehn Jahren. Und bei wie vielen haben wir Knete abgebissen?“
(während Max im Geiste zählt) „Bei dreieindrittel. Das ist kein sehr guter Schnitt.“
Max: „Du bist kleinlich.“
Leo: „Dafür kann ich mir ja nicht mal ein Toupet mieten.“

An gleicher Stelle:
Patricia: „Der Barmann sagt, ich bin schwer in Ordnung.“
Max: „Er hat Abitur, er muss es wissen.“

Seemannsgarn des Kapitän Norris:
„Wir lagen vor Anker im Stillen Ozean. Es war beängstigend still. Nicht mal ´ne Dauerwelle war zu sehen.“

Während der Höhlenerkundung:
Leo: „Ist das Aztekisch oder Maya?“
Max: „Biene Maja meinst du wohl.“

Der alte Will Sampson („Einer flog über das Kuckucksnest“) als Indianer mit Sprung in der Schüssel:
Großer Adler: „Im Monat der schmerzenden Augen haben uns die Pappnasen dieses schöne Land zugeteilt, in welchem kein Gras wächst, kein Büffel scheißt, kein Wasser fließt. Kurz gesagt, die Mehlköpfe haben uns gewaltig verarscht.“

Zu Patricia:
Großer Adler: „Warten sie. Bald werden viele Geister kommen, um mit ihnen zu sprechen. Einige werden mächtig sein und sehr böse. Das wird euch helfen euch vor den bösen Geistern zu schützen. (gibt ihr ein Leinensäckchen)
Patricia: „Was ist das?“
Großer Adler: „Gepresste Krümelkacke. Zauberkraft, aus dem Medizinmann-Discount.“

Im Anblick der spärlichen Hotelunterkunft:
Max: „Die haben sicherlich ´nen attraktiven Likörausschank.“

Ganz der Galan beim Vortrittlassen der Damenwelt:
Leo:„Mademäusele.“
Patricia: „Das heißt Senorita.“
Leo: „Ach so.“

Während der Zugfahrt, Patricias fotografische Ambitionen kommentierend:
Max: „Knips, knaps, knilm, und voll ist unser Film.“

Als der VW-Käfer im Fluss versinkt:
Max: (zu Patricia) „Steig aus, oder wartest du auf die Küstenwache?“

Auf Goldsuche im Tempel:
Leo: Woher weiß der Mann das alles.“
Max: „Tja, Fernabitur.“
Leo: „So was hätt ich auch gern gehabt.“
Max: „Früher aufstehen.“

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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