Feast II: Sloppy Seconds (USA 2008)

feast-2-sloppy-secondsDie Welt, in der wir leben ist eine böse: Kriege, Hungersnöte, Naturkatastrophen, Rapmusik und Finanzkrisen geißeln unaufhörlich die Erdbevölkerung. Verantwortlich für diese suboptimale Lebenssituation des Menschen ist, ach, das kann uns die (Film-)Geschichte nicht oft genug vor Auge führen, natürlich meistens der Mensch selbst. Wir scheinen aber aus diesen peinvollen Lektionen einfach nichts zu lernen – oder wie sonst soll die Existenzberechtigung von „Feast II – Sloppy Seconds“ rational gerechtfertigt werden?! Bevor ich mich wieder verphilosophiere und euch, liebste Leser, vergraule, komme ich lieber direkt auf den Punkt: Der eben genannte Film ist Scheiße! Und das so richtig.

Doch an dieser Stelle ist zunächst ein Zeitsprung nötig. Wer erinnert sich nicht an das schicksalhafte Jahr 2005? Die Welt feierte Hans Christian Andersen (200. Geburtstag) und Schiller (200. Todestag), George W. Bush verursacht um und in Mainz ein Verkehrschaos, Papst Johannes Paul II. steigt hinauf in die himmlischen Sphären. Und die Splatter-Gemeinde ist in hellem Aufruhr! Titel wie „Evil Aliens“, „Hostel“, „Return of the Living Dead 4 + 5“, um nur einige von ihnen zu nennen, werden ohne Bedenken auf die Menschheit losgelassen. Außer ihrem hohen Anteil an abgetrennten Gliedmaßen und Hektolitern an vergossenem Kunstblut haben sie aber noch eines gemeinsam. Sie alle sind sie unglaublich miese Filmkost.

Just in diesem Jahr durfte auch „Feast“, der erste Teil eines mittlerweile zur Trilogie avancierten Monster-Horrors, dem nimmersatten Gore-Nerd rund 90 Minuten seines Daseins stehlen, ohne dafür etwas neues oder spannendes zu bieten. Weit schlimmer noch verhält es sich mit der ersten Fortsetzung, die warnende Worte geradewegs provoziert. John Gulagers „Feast II“ setzt genau da an, wo der Erstling aufhörte. Aus dem Nichts taucht Harley Mom (Diane Goldner, Sequel-freudig: „Pulse 2 + 3“) und ihre leicht bekleidete Bande in der Wüste auf. Sie ist, wer hätte es auch nur geahnt, die Zwillingsschwester der im ersten Teil getöteten Biker Queen.

Bloß gut, dass es keine Drillinge waren, ein weiterer dämlicher und auf supercool getrimmter Name bleibt uns damit glücklicherweise erspart. Und sie ist mächtig böse. Irgendwie verständlich, wenn einem von der geliebten Schwester nur noch eine abgetrennte Hand präsentiert wird, die durch ein markantes Tattoo leicht zu identifizieren ist. Einer der wenigen Überlebenden des vorhergehenden Massakers, von allen immer noch liebevoll Barkeeper (Clu Gulager, „The Hidden“) genannt, weiß anscheinend mehr als er zugeben möchte. Ergo wird er in die nächstliegende Stadt verschleppt, wo, oh Schreck, alles wie ausgestorben wirkt. So dauert es nicht lange und die Männer in den lustigen Gummianzügen, sprich die furchterregenden Monster, treiben von neuem ihr Unwesen.

Von denen gibt es exakt zwei, mehr hat das Budget wohl nicht zugelassen, sowie natürlich genregetreu auch weitere Überlebende. Mit denen verschanzt man sich auf einem Dach und wartet, bis der gemarterte Zuschauer von den erlösenden End-Credits endlich wieder wachgerüttelt wird. Hat man anno 2005 beim ersten Teil der Trilogie noch hingehorcht, weil Namen wie Ben Affleck, Matt Damon und Wes Craven als Produzenten genannt wurden, muss die Fortsetzung ohne solch prominente Fürsprecher auskommen. Auch darstellerisch sind erhebliche Minuspunkte zu verzeichnen.

Wenn auch nur in kleineren Rollen, hatte Teil eins immerhin noch Henry Rollins, Balthazar Getty oder Jason Mewes (Silent Bobs gesprächiger Dude Jay) zu bieten, und mit Eye Candies wie Navi Rawat („O.C. California“) und Krista Allen („Final Destination“) konnte man(n) sich so oder so auf der sicheren Seite wägen. Teil zwei (und demnach gewiss auch der schon abgedrehte dritte Part) hat dem nichts Vergleichbares entgegenzusetzen. Doch nicht nur die vor der Kamera schmerzhaft wahrzunehmende Talentlosigkeit treibt den geneigten Genreliebhaber in den schieren Wahnsinn. Hinter ihr ist es noch grausiger! Was hier tatsächlich als Geschichte fungieren soll, hätte man nicht einmal Uwe Boll zu „House of the Dead“-Zeiten zugetraut.

Eine Belanglosigkeit jagt die nächste, alles im wilden Mix mit unterirdischen Dialogen und reichlich Overacting, fernbleibender (Monster-)Action und schlechten CGI-Blut Effekten. Natürlich kann in solchen Filmen die Logik des Machbaren nicht ein Kriterium sein, nach dem diese Werke beurteilt werden sollen. Aber wenn wahrlich an Idiotie grenzende Dinge statt finden, so muss man sich als Zuschauender doch irgendwie blöd vorkommen. Kostprobe? Nun, einem der Überlebenden kommt die glorreiche Idee, auf dem Dach ein elektrisches Katapult zu bauen, um sich damit durch die Lüfte aufs nächste Gebäude schwingen zu können! Leonardo Da Vinci, MacGyver und das A -Team haben hier einen würdigen Nachfolger gefunden, denn als Motor der unglaublichen Maschinerie und technischen Meisterleistung hält eine umgebaute Harley her. Auf dem Dach wohlgemerkt!

Wie es diese überhaupt dorthin geschafft hat, könnte bestimmt nicht mal das Galileo Mystery Team heraus bekommen, aber der Film muss ja irgendwie vorwärts kommen. Nebenbei dürfen die Rockerinnen (außer Harley Mom ohne Sprechrolle!) ihre sowieso schon knappen Kleider ausziehen um damit die Katapultschleuder erst möglich zu machen. Und ein paar formschöne Möpse in die Kamera hinhalten ist doch immer gut, da braucht man bzw. Frau eh keinen Text. Toll auch, dass sich zwei Liliputaner unter die Gruppe der Überlebenden mischen, sodass wir das zweifelhafte Vergnügen einer Runde „Zwerge werfen“ beschert bekommen. Wenn das nicht – Achtung Ironie! – die Bude rockt, dann weiß ich auch nicht.

Erspart bleibt dem Zuschauer auch eine schier endlose Obduktion eines getöteten Monsters nicht, die durch einen Gebrauchtwagenhändler aber immerhin fachgerecht durchgeführt wird. Zunächst darf das tote Unding auf dem improvisierten Seziertisch Faulgase in die Menge sondern, bevor es an den Darminhalt geht und die Umstehenden zum krönenden Abschluss [sic!] – und unter fortwährendem Gekotze – noch mit einer Monster-Ejakulatdusche bedacht werden. Wenn das nicht ein grundehrliches „Wow“ wert ist! Es heißt immer wieder, dass es doch im Universum noch viel schlechtere Filme gibt als diesen oder jenen. Das mag zwar stimmen, doch diese weniger defizitären, die im Grunde auch nur miserabel sind, werden dadurch gewiss nicht besser.

Wertung: 2 out of 10 stars (2 / 10)

 

scroll to top