Face to Face – Reactionary (2000, Vagrant Records)

face-to-face-reactionaryDie mittlere Schaffensphase von FACE TO FACE war von gewissen Veränderungen geprägt, das Wort Umbruch wäre aber vielleicht etwas zu viel des Guten. Zum einen veröffentlichte man das Album „Standards & Practices“, auf welchem lediglich Cover-Versionen von Bands zu hören waren, die FACE TO FACE selbst mochten bzw. die sie maßgeblich beeinflussten. Dann war da noch das Album „Ignorance Is Bliss“, das wohl ruhigste Album der SoCal-Punkrocker. Sicherlich stellt dieses auf den ersten Blick so etwas wie einen Schnitt dar, muss man doch zugunsten eines ruhigeren Grundtenors auf die typischen Hymnen verzichten. Allerdings ist dies auch das vielleicht reifste und intensivste Werk dieser Ausnahmeband.

In die alte Spur zurück ging es mit „Reactionary“ aus dem Jahre 2000. Im Vorfeld konnten die Fans via Internet über die Songs abstimmen, die sie auf dem Album hören wollten. Dies war ein absolutes Novum, dementsprechend groß fällt vor allem in der ersten Hälfte die Hitdichte aus. Mit „Disappointed“ setzt es gleich einen der größten Hits, die FACE TO FACE jemals schrieben. Schnell und melodisch wird der Song mit dem prägnanten Organ von Trever Keith nach vorn gepeitscht und entlädt sich im Refrain zu einer absoluten Hymne. Nicht minder begeisternd „What’s in a Name“ und „You Could’ve Had Everything”, beides ebenfalls lupenreine Hits und Hymnen sondergleichen.

Doch immer wieder lassen FACE TO FACE ruhigere Momente mit einfließen, vor allem in der zweiten Albumhälfte, wenn die offensichtlichen Hits eher intensiveren, eindringlichen Songs weichen. Das grandiose „Hollow“ sei zu nennen, oder auch „Shame On Me“. Gerade bei diesen erwachsener wirkenden Songs wird deutlich, dass man dem Großteil der damaligen (Punkrock-)Kollegen hoffnungslos überlegen ist, musikalisch als auch lyrisch. Eine schnelle Abgehnummer wie „Think For Yourself“ darf dennoch nicht fehlen. „Reactionary“ markiert eindrucksvoll den Übergang des alten, unbekümmerten Stils mit hohem Hit- und Hymnenanteil, hin zu einem reiferen Sound mit mehr Tiefgang und Gefühl. Groß, ganz groß, etwas anderes darf hier einfach nicht gelten.

Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

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