Evil Dead (USA 2013)

evil-dead-2013„You’re all going to die tonight!“ – Macht keine leeren Versprechungen: die besessene Mia

Neuverfilmungen von in Fankreisen kultisch verehrten Splatter-Klassikern kommen der Schlachtung heiliger Kühe gleich. Mit den Mitteln des modernen Kinos werden die legendären Schocker von gestern professionell nacherzählt. Verloren geht dabei vor allem der den Originalen anhaftende unfertige Charme. „Last House on the Left“ (1972) oder „Texas Chainsaw Massacre“ (1974) waren Low Budget-Produktionen und zugleich Bewährungsproben späterer Genre-Ikonen. Ihren Reiz schöpften sie aus dem radikalen Bruch mit Konventionen. Nur ist der in der Gegenwart längst zum Obligatorismus verkommen, so dass nicht allein die Neuaufbereitungen der genannten Filme bei Kennern eher mit einem Schulterzucken quittiert wurden.

Dass es auch anders geht, zeigen durch Perspektivwechsel Eigenheit erlangende Remakes wie „Dawn of the Dead“, „The Hills have Eyes“ oder jüngst „Maniac“. Sie zollen ihren Wurzeln Tribut, ohne sich von der Hypothek der schwergewichtigen Titel im Bestreben einer eigenen Vision auf die bloße Nacherzählung reduzieren zu lassen. Mit „Evil Dead“ folgt nun eine solch filmische Nacherzählung, bei der die Skepsis der Zielgruppe hätte im Vorfeld kaum größer ausfallen können. Offiziellen Segen erhielt diese jedoch durch die Beteiligung von Sam Raimi, Robert Tapert und Bruce Campbell als Produzenten, was dem nahezu unbekannten Kurzfilmer Fede Alvarez die Arbeit an seinem Langfilm-Debüt sichtlich erleichtert haben dürfte.

Mit den Studienfreunden Tapert und Campbell drehte Raimi, der mit „Spider-Man“ 2002 in Hollywoods Blockbuster-Elite aufsteigen sollte, 1981 einen stilprägenden Amateurstreifen. „The Evil Dead“ – oder eben „Tanz der Teufel“ – wurde für knapp 100.000 Dollar realisiert und beschäftigte die hiesigen Sittenwächter über Jahre. Die ungeschnittene Fassung des zwar deftigen, aus heutiger Sicht jedoch kaum Anlass zur Gemütserhitzung gebenden Schockers ist noch immer Beschlagnahmt. Über Tricks und Schauspielkünste lässt sich trefflich schmunzeln, die entfesselte Kamera, die schaurige Atmosphäre und Campbells denkwürdige Performance zementieren den Kultstatus der legendären Billigproduktion – und ihrer beiden slapstickhaften Fortsetzungen – aber bis in die Gegenwart.

Von der simplen Story weicht Alvarez, der auch am Drehbuch mitschrieb, nicht ab: Fünf Freunde fahren in eine einsame Waldhütte und wecken durch das im Keller gefundene Buch Necronomicon dämonische Kräfte, die sie zu allerlei bizarren Selbstverstümmelungen treiben. Der unterschwellig humorige Charakter wird dabei durch den Grund des Ausflugs, die Unterstützung des kalten Drogenentzugs von Mia (Jane Levy, „Suburbatory“), deutlich gemindert. Sie ist denn auch die erste, die von den teuflischen Mächten besessen wird, was ihre Freunde anfangs als Begleiterscheinung der Abkehr vom Rauschgift deuten. Doch als das Böse in einem Orkan aus Blut und Geifer auch nach den Seelen der anderen greift, erweist sich rabiate Gegenwehr als letzte Konsequenz.

Neben Mias Bruder David (Shiloh Fernandez, „Red Riding Hood“) muss dabei vor allem Lou Taylor Pucci („Carriers“) gesteigerte Leidensfähigkeit beweisen. Beim drastischen Einsatz von elektrischem Fleischmesser, Nagelpistole und Kettensäge hält die Kamera voll drauf. Blut spritzt eimerweise und die weitgehend handgemachten Effekte gerieten schlicht hervorragend. Fans können sich zudem an liebevollen Anspielungen ans Original und einer amüsanten Sequenz nach dem Abspann („Groovy!“) ergötzen. Als Daseinsberechtigung genügt das locker und lässt heuer darüber hinwegsehen, dass die Schocks bisweilen mehr Mystery-Geisterbahn als Terrorkino bedienen. Aber „Evil Dead“ ist ein würdiges Remake, dem zwar auch der erwähnte Charme der Vorlage abgeht, der aber eine durchaus wichtige Erkenntnis liefert: Panzertape stoppt jede Blutung!

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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