Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter (USA/GB/HU 2006)

eragon-drachenreiterWas wurde nicht alles geschimpft auf „Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter“, die Verfilmung des ersten Teils der populären Fantasy-Romansaga. Selbst Nebenakteur Jeremy Irons („Königreich der Himmel“) zeigte sich erfreut darüber, im geplanten zweiten Teil nicht mehr mitwirken zu müssen. Zu gestrafft schrieen die einen, zu wenig dem Geist des Buches entsprechend wetterten die anderen. Vergessen wird dabei, dass „Eragon“ nicht „Der Herr der Ringe“ ist, selbst wenn sich der damals erst 18-jährige Autor Christopher Paolini deutlich am Werk Tolkiens vergriff.

Der grandiose Erfolg von Peter Jacksons Kino-Triumphirat, das sollte jedem klar sein, lässt sich nicht ohne weiteres wiederholen. Das mussten sich bereits die „Narnia“-Macher eingestehen. Aus Sicht der Produzenten – darunter Chris Symes („Alien vs. Predator“) – scheint deshalb nur umso verständlicher, warum der umfassende Stoff auf seine Schauwerte reduziert in eine von moderner Kinoästhetik dominierte Bildsprache übersetzt wurde. Dass diese neben ansprechender Effekte kaum reizvolles zu bieten hat, ist ein Versäumnis, aber kein derart arges, als dass der Film darüber ungenießbar würde.

Der ewige Kampf Gut gegen Böse findet wieder im märchenhaften Mittelalter statt. Er spitzt sich zu, als Bauerjunge Eragon (Edward Speleers) bei der Jagd ein seltsames Ei findet. Aus dem schlüpft, sehr zu seiner Verwunderung, ein Drache. Dessen Aufzucht aber würde den finstren Herrscher Galbatorix (John Malkovich, „Klimt“) in arge Bedrängnis bringen, ist das mächtige Geschlecht der Drachenreiter doch längst vernichtet. Als aber alle Versuche scheitern, Menschen- und Drachenkind zu töten, flieht Eragon mit dem Weisen Brom (Irons) in ein Abenteuer, das ihn und seinen sprechenden Lindwurm Saphira – im Original mit der Stimme von Rachel Weisz („Der ewige Gärtner“) – zur letzten Hoffnung eines gebeutelten Reiches macht.

Die Figurenzeichnung bleibt auf gängige Schemata fantasiegebeutelter Gut-Böse-Keilereien beschränkt. Die Schurken verschanzen sich hinter drohenden Gebärden (Malkovich) oder tragen – im Falle von Robert Carlyle („The Beach“) – ihre abgrundtiefe Verdorbenheit bereits über die physische Erscheinung offen zur Schau. Das aber genügt, um den aufrechten Streitern gegen dunkle Kräfte den Rang abzulaufen. Denn die sind von gewohnter Blässe, was sich durch das kaum mehr als solide Schauspiel der versprengten Jungdarsteller noch verstärkt. Demnach ist das weder neu, noch mit Aha-Erlebnis versehen, sondern einzig die Wiederkäuung leidlich spannender Fetzen dramaturgischer Überschaubarkeit.

Die Effekte, wie auch die Ausstattung, sind gelungen. Bei solch großzügig finanzierten Projekten ist das aber weniger qualitativer Zugewinn als vielmehr kalkulierbarer Zugzwang, um neben der vergleichbaren Konkurrenz bestehen zu können. „Eragorn“ hält diesem Maß nur bedingt Stand, weil er nicht zu der Erlebniswelt wird, die zeitgemäße Hollywood-Blockbuster glauben darstellen zu müssen. Das Regiedebüt des Effektspezialisten Stefen Fangmeier (u.a. „Jurassic Park“, „Der Sturm“) unterhält, so weit so gut, aber mehr Zwecke als diesen kann und will er einfach nicht erfüllen. Wer seiner Enttäuschung über eine (weitere) misslungene Buchadaption also Luft schaffen will, der sollte vielleicht den meist gewichtigen Unterschied zwischen eigener Vorstellung und den Gesetzten der Filmindustrie abwägen.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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