Elite Squad – Tropa de Elite (BR/RA/USA 2007)

tropa-de-eliteIn den Favelas, den Slums der brasilianischen Großstädte, herrscht Krieg. Die Straßen werden mit Gewalt unter rivalisierenden Banden und Drogendealern aufgeteilt; es regiert das Recht des Stärkeren. Die Polizei bleibt weitgehend untätig, ist durch Korruption an breiter Front gar selbst ins verbrecherische Treiben involviert. Diesem Zustand ständiger Eskalation tritt die BOPE entgegen, eine mit militärischem Drill zu maximaler Durchschlagskraft ausgebildete Spezialeinheit. Einer ihrer Anführer ist Nascimento (Wagner Moura, „Hinter der Sonne“), dessen Vorgehen über die Jahre immer brutaler wurde.

Der Dienst hat den werdenden Vater verändert. Von Panikattacken gequält, scheint ihm die Bewältigung des Alltags nur noch mit Beruhigungsmitteln möglich. Die Konsequenz ist der Ausstieg, für den er jedoch selbst einen geeigneten Nachfolger finden muss. Als sich die idealistischen Jugendfreunde Matias (André Ramiro) und Neto (Caio Junqueira, „Central Station“), frisch gebackene und rasch desillusionierte Polizeikräfte, für das erniedrigende Auswahlverfahren der BOPE melden, scheint Nascimento seinem Ziel nahe. Aber ist seine Wahl wirklich die richtige?

Internationales Aufsehen erregte „Elite Squad – Tropa de Elite“ vor allem wegen der ungeschönten Darstellung von Gewalt und Folter. Mit äußerster Härte geht das Spezialkommando gegen Verbrecher vor und schreckt auch vor dem Gang über Leichen nicht zurück. Regisseur José Padilha („Bus 174“) zeichnet ein erschütterndes Bild sozialer Brennpunkte und wechselt geschwind, die Kamera stets dokumentarisch dicht am Geschehen, zwischen Protagonisten und Handlungsorten hin und her. Diese Sprunghaftigkeit erzeugt eine narrative Dynamik mit Sogwirkung.

Entziehen konnte sich dem Projekt auch die brasilianische Öffentlichkeit nicht. Polizei und Dealer beobachteten die Dreharbeiten mit Argusaugen. Diskutiert wurde heftig, Crewmitglieder wurden sogar Entführt oder verhaftet. Padilha vollendete sein kontroverses Gesellschafts-Drama trotzdem – und nahm bei der Berlinale 2008 den Goldenen Bären für den besten Film entgegen. Einfach, geschweige denn bequem ist sein Werk nicht. Mit streckenweise schwer erträglicher Wucht bohrt der Regisseur in sozialen Wunden und veranschaulicht frei jeder Verklärung die Selbstverständlichkeit des Verbrechens in Brasiliens Elendsvierteln. Ein krasser Kommentar zur zivilisatorischen Verelendung.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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