Elephant White (USA 2011)

elephant-whiteIn der thailändischen Kultur sind weiße Elefanten ein Symbol für königliche Macht, aber auch für Wohlstand und Frieden. Wenn im Thriller „Elephant White“ also ein solch blasser Dickhäuter bei Verhandlungen verfeindeter Gangsterclans ins Spiel kommt, wird die metaphorische Strahlkraft des heiligen Tieres spürbar entwertet. Ein Ende des Tötens bedeutet der Waffenstillstand zwischen den Banden übrigens nicht. Denn der Anschein eines Krieges in der Unterwelt Bangkoks, wo besagter Wohlstand mit Zwangsprostitution und Drogenhandel erlangt wird, geht auf den afrikanischen Killer Curtie Church (Djimon Hounsou, „Blood Diamond“) zurück.

Der wurde von einem vermögenden Geschäftsmann angeheuert, um seine in den Moloch verschleppte Tochter zu finden – und unter den Verbrechern aufzuräumen. Die Motive seines Auftraggebers hinterfragt Church nicht. Also wird er vom Engländer The Brit (mit furchtbar aufgesetztem Cockney-Akzent: Kevin Bacon, „Hollow Man“) mit immer größeren Kalibern ausgestattet und mordet sich seinen Weg durch die Verbrecherschar. Beistand erhält er durch die junge Mae (Jirantanin Pitakporntrakul), ehemals selbst in den Fängen der Gangster, die das Karma des Killers in spirituellen Exkursen zu retten gedenkt. Dass er lediglich benutzt wird, um die Machtverhältnisse in Bangkok neu zu regeln, dünkt Church fast zu spät.

Die mystisch aufgeladene Geschichte ist denkbar simpel. Raum für überraschende Wendungen bleibt nicht. Dafür ist ausreichend Gelegenheit für brutale Action. Die allerdings beschränkt sich meist auf nächtliche Hinterhalte, bei denen Church mit Präzisionsgewehren auf Menschenjagd geht. Ein kurzer Blick durchs Zielfernrohr, ein Schuss, ein blutiger Treffer. Ein schneller Schwenk, anvisieren, erneut feuern. Das ist optisch zweifelsfrei reizvoll umgesetzt, in der Narration aber arg redundant. Durch die Verkommenheit der Opfer wird der gnadenlose Feldzug – selbst nachdem sein Auftraggeber ihn gefeuert hat, mordet Church unbeirrt weiter – zudem fragwürdig legitimiert.

Das US-Debüt von „Ong-Bak“-Regisseur Prachya Pinkaew bleibt damit ein zwiespältiges Vergnügen. Zwar entzieht sich der Filmemacher konsequent der Anpassung durch die Standarten Hollywoods, offenbart im Gegenzug aber das Dilemma der thailändischen Filmwirtschaft. Denn das holprig erzählte Action-Drama hat abseits hochglänzender Bilder und stilisierter Tötungsszenarien nur eine plumpe B-Plotte und dick aufgetragenes Pathos mit einem Hauch Mysthik zu bieten. Die finalen Wendungen enthüllen sich früh, den Schauspielern mangelt es an Raum zur Entwicklung der Figuren. Über stumpfe Selbstjustiz ohne Distanz reicht „Elephant White“ letztlich nicht hinaus.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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