DNA – Experiment des Wahnsinns (USA 1996)

dna-experiment-des-wahnsinnsDie dritte (amerikanische) Verfilmung des hintersinnigen Buchklassikers „Die Insel des Dr. Moreau“ hinterließ die prägendsten Eindrücke durch den katastrophalen Produktionsverlauf. Kaum hatten die Dreharbeiten begonnen, da wurde Regisseur Richard Stanley („Dust Devil“) gefeuert (der Credit als Co-Autor blieb erhalten). Seine Vision entsprach nicht der von Studio und Produzenten. Als Ersatzmann wurde John Frankenheimer („French Connection II“) verpflichtet, der erst das Skript umschreiben ließ und sich anschließend in Dauerquerelen mit den Stars Marlon Brando („Apokalypse Now“) und Val Kilmer („The Saint“) verstrickt haben soll.

Routinier Frankenheimer, der mit „Die Prophezeiung“ 1979 einen ähnlich ambitionierten und hoch budgetierten Öko-Thriller vor die Wand gefahren hatte, war den Egos der Hauptdarsteller nicht gewachsen. Brando, gezeichnet vom Suizid seiner Tochter, markierte den Exzentriker und rückte den Charakter des teuflischen Wissenschaftlers mit immer obskureren Aufzügen und „Mini Me“-Blaupause an den Rand der Selbstparodie. Nicht minder schwierig Kilmer, der kurz vor Produktionsbeginn aus dem Fernsehen erfuhr, dass Gattin Joanne Whalley die Scheidung eingereicht hatte. Ursprünglich für die Rolle des gestrandeten moralischen Gegenparts besetzt, bat Kilmer um einen kleineren Part und ergatterte schließlich den des zynischen Assistenten Montgomery.

An David Thewlis („Dragonheart“) ging letztlich die Rolle des Edward Douglas, der als schiffbrüchiger UN-Legat von Montgomery aus dem Wasser gefischt wird. Auf der Insel des Dr. Moreau angekommen, erfreut er sich an der herrlichen Naturkulisse und des Doktors mysteriöser „Tochter“ Aissa (Fairuza Balk, „Der Hexenclub“), ehe er, markerschütternden Schmerzensschreien folgend, ins Labor des Wahnsinnigen vordringt. Im Streben nach der Vervollkommnung der Spezies Mensch hat Moreau, Nobelpreisträger und visionärer, von militanten Tierschützern vertriebener Genforscher, in die Schöpfung eingegriffen. Doch die erhebt sich, angeführt vom Hyänenschwein (herausragend: Daniel Rigney, „Reprisal“), gegen die Demütigung der Natur.

Beachtlich ist der Nebencast, der unter anderem „Hellboy“ Ron Perlman als Verkünder des gestrengen Gesetzes auffährt. Doch die verschiedenen Einflüsse streben in zu viele Richtungen, als dass „DNA – Experiment des Wahnsinns“ ein zusammenhängendes Filmwerk ergeben würde. Tatsächlich überzeugen nur die Masken, die Shane Mahan („Jurassic Park“) für das Stan Winston Studio konzipierte. Die Klasse der Vorlage erstickt jedoch im affektierten Spiel des Duos Brando/Kilmer, den Unzulänglichkeiten des Skripts und einem entfesselten, sich in überflüssiger Grausamkeit ergehenden Schlussdrittel. Thewlis soll den fertigen Film aufgrund der zehrenden Produktion bis heute boykottieren und blieb seinerzeit selbst der Premiere fern. Auch wenn man seinem Urteil glauben mag, so schuf kreatives Scheitern doch selten mehr Faszination als in diesem Falle.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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