Die Werwölfin von London (USA 1946)

werwoelfin-von-londonIn London geht der Werwolf um. Das kennt man von John Landis und auch von Stuart Walker. Zwischen deren Filmen „An American Werewolf in London“ (1981) und „Der Werwolf von London“ (1935) liegt filmhistorisch betrachtet noch „Die Werwölfin von London“, die im Nachkriegsjahr 1946 ihr Unwesen trieb. Zwar nutzt dessen Regisseur Jean Yarbrough („The Devil Bat“) den Mythos lediglich für einen Grusel-Thriller nach dem Whodunnit-Prinzip, mit nebelverhangenen Studiokulissen und dem anhaltenden Geheul der Hunde sorgt aber auch dieser für manch atmosphärischen Gänsehautmoment.

Wirklich überzeugend geraten ist der knapp einstündige Schwarz-/Weiß-Film jedoch nicht. Zeitgemäß bieder taucht Yarbrough in die Geschichte ein, die, zumindest nach Meinung der Revolverblätter, von Beginn an einen weiblichen Werwolf in einem Londoner Stadtpark sein Unwesen treiben lässt. Zu Gesicht bekommen hat die Bestie, der bereits mehrere Menschen zum Opfer gefallen sind, noch niemand. Während Scotland Yard vor einem Rätsel steht, beschleichen die junge Phyllis Allenby (June Lockhart, „Lassie“) schlimme Befürchtungen.

Eine Woche vor der Hochzeit mit Anwalt Barry Lanfield (Don Porter, „Gangster“) glaubt sie, ein alter Familienfluch könne auf sie übergegriffen und sie in einen Werwolf verwandelt haben. Das Anwesen der Familie, in alleinigem Besitz der verwaisten Phyllis, liegt in unmittelbarer Nähe jenes Parks, in dem die grausamen Morde geschahen. Ihre Tante Martha (Sara Haden, „Der Draufgänger“), die nicht mit Phyllis verwandt ist, sondern lediglich beinahe ihren Vater geheiratet hätte, macht sich Sorgen. Zumal die junge Frau durch scheinbar schlafwandlerische Ausflüge, belegt durch verschmutzte Kleidung, tatsächlich mit den Morden in Verbindung zu stehen scheint.

Trotz stimmungsvoller Szenen im Nebel bleibt „Die Werwölfin von London“ ein nur mittelmäßiger Gruselfilm. Statt auf Übernatürliches setzt Yarbrough auf Mystery-Elemente und versucht sich bei der Auflösung durch Aushebelung des Fantastischen zwar an einer originellen Variation. Nur ist das Finale viel zu konstruiert und im Aufkommen auch abrupt, als dass es dem mühsam auf Spannung getrimmten Vorlauf gerecht werden könnte. Für Komplettisten und Nostalgiefanatiker ist der souverän gespielte Streifen eine Reise wert. An den großen Klassikern schrammt der wiederum von Universal produzierte Nachzügler jedoch meilenweit vorbei.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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