Die Töchter des chinesischen Gärtners (F/CAN 2006)

die-toechter-des-chinesischen-gaertnersHomosexualität und ein repressives Machtgefüge vertragen sich nicht. Vereinfacht ausgedrückt ist das ist die Aussage von „Die Töchter des chinesischen Gärtners“. Doch anstatt seine tragische Geschichte um ein lesbisches Paar im China des ausgehenden 20. Jahrhunderts mit kritischer Schärfe aufzubereiten, setzt der in Frankreich lebende Regisseur Sijie Dai („Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“) auf die Kraft der Poesie und inszeniert seinen ergreifenden Liebesfilm als betörenden Bilderbogen.

Die Waise Min Li (Myléne Jampanoi, „36 – Tödliche Rivalen“), eine Chinesin mit russischen Wurzeln, erhält die Möglichkeit eines Praktikums beim bekannten Botaniker Chen (Ling Dong Fu), der zusammen mit seiner Tochter Cheng An (Xiao Ran Li, „Dragon Tiger Gate“) auf einer blühenden kleinen Insel lebt. Der Strenge Gelehrte macht es ihr nicht leicht, doch zu An knüpft Li schnell freundschaftliche Bande. Aus denen wachsen bald amouröse Gefühle, die zu ihrer beider Schutz jedoch unbedingt geheim gehalten werden müssen.

Mit schier meditativer Ruhe zirkuliert Dais Narrative um das Verhältnis der jungen Frauen und ihre schier aussichtslose Liebe. Die grandiosen Naturaufnahmen und das feinfühlige Spiel der Darstellerinnen machen das romantische Melodram zu einem cineastischen Augenschmaus. Das Scheitern der gleichgeschlechtlichen Beziehung ist vorprogrammiert. Um den Schein zu wahren, ehelicht Li sogar Ans Bruder, den simpel gestrickten Soldaten Dan (Wei-chang Wang), der ob seines niederen Dienstranges keine Familie mit ins Einsatzgebiet im fernen Tibet nehmen darf.

Obwohl ihnen das emotionale Versteckspiel zusehends schwerer fällt, erscheint die Heirat als einzige Chance eines dauerhaften Zusammenseins. Während der Hochzeitsreise lässt der Gemahl psychopathische Züge durchscheinen, was die misshandelte Li zurück in den paradiesischen Garten Chens treibt. Der Anfang des bitteren, von Dai jedoch mehr beiläufig geschilderten Endes, ist die Entdeckung der verbotenen Liebe durch den Naturwissenschaftler. Dauerhaft zueinander finden die Frauen erst im Tode. Seiner Heimat stellt der Regisseur mit diesem ergreifenden Plädoyer ein menschliches Armutszeugnis aus.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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