Die Todespagode des gelben Tigers (HK 1969)

die-todespagode-des-gelben-tigersDie Shaw Brothers und ihr untrügliches Gespür für mitreißende Filmstoffe: Bereits der kunstvolle Vorspann verdeutlicht Hausregisseur Chang Chehs („Der Pirat von Shantung“) Hang zur Theatralik. Das artifizielle Flair der Studiokulissen, verschiedenfarbig beleuchtete Hintergründe und das in Zeitlupe vollzogene Spiel mit akrobatischem Schwertkampf und spritzendem Blut machen das Frühwerk „Die Todespagode des gelben Tigers“ bereits zu einem Erlebnis, bevor der Film überhaupt angefangen hat. Und danach wird es nur mehr besser.

Jedes Jahr liefert Meister Ying Ke-Feng (Ching Miao, „Fan Chu – Tödliche Rache“) einen Silberschatz in die Hauptstadt. Doch der alternde Schwertkämpfer ist krank und hat seine Kraft verloren. Um sein Gesicht zu wahren, schart er eine Gruppe Beschützer um sich, unter denen sich auch sein aufbrausender Neffe Siang (Ti Lung, „Das blutige Schwert der Rache“) und dessen Verlobte Yun Piau Piau (Ching Li, „Das Schwert des gelben Tigers“) befinden. Und deren Hilfe ist wahrhaft vonnöten, versucht der gefürchtete Clan des fliegenden Tigers doch das Vermögen in seinen Besitz zu bringen.

Derweil gibt der undurchsichtige Kämpfer Yi Lo (David Chiang, „Die 7 goldenen Vampire“) Siang Rätsel auf. Ist der Mann mit den außergewöhnlichen Fähigkeiten ein Spitzel des Hauses der fliegenden Tiger und dessen Anführers Jiau Hong (Ku Feng, „Die 13 Söhne des gelben Drachen“), oder doch nur ein harmloser Reisender, wie er vorgibt? Für Yun Piau Piau scheint die Sache schnell klar. Sie fühlt sich zu dem Fremden hingezogen, was Siangs Wut nur mehr steigert. Selbst als Yi Lo in den sich zuspitzenden Konflikt eingreift und den Schergen Jiau Hongs die Stirn bietet, kann er die Zweifel nicht ausräumen.

Über die amourösen Verstrickungen zwischen Yun Piau Piau und den beiden konkurrierenden Schwertkämpfern sowie den Regungen der Banditen lässt Chang Cheh mehr als eine Stunde verstreichen. Langweilig ist dies hübsch dramatisierte Geplänkel beileibe nicht, weiß der Regisseur doch zwischenzeitliches Klingenkreuzen als Einstimmung auf das große Finale über die breit getretene Handlung zu streuen. Als Cheh schließlich zum Angriff der fliegenden Tiger auf den Silberschatz bläst, kreiert er im knapp halbstündigen Showdown einen nachhaltigen Höhepunkt des Genres.

Seite an Seite lichten Siang und Yi Lo die Reihen der Gegner in berauschender Schwertführung und arbeiten sich gar einen ganzen Turm, der den Schurken als Versteck dient, empor. Doch es ist nicht nur dies famose, streckenweise blutige und am Ende zutiefst tragische Gemetzel, gerade die liebevolle Ausstattung, die stimmige Kombination aus Studio- und Realkulissen sowie der Schuss Romantik machen den Film zum unerschütterlichen Genreklassiker. Ein farbenprächtiges Spektakel mit hervorragender Kampfchoreographie und überzeugenden Darstellern. Für Eastern-Fans ein absolutes Muss.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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