Die schwarze Mamba (GB 1981)

die-schwarze-mambaWenn Klaus Kinski („Cobra Verde“), das Enfant Terrible des europäischen Kinos, auf eine tödliche Schlange trifft, ist der Ausgang dieser Konfrontation ungewiss. In Piers Haggards („Der lange Weg zum Glück“) atmosphärischem Thriller „Die schwarze Mamba“ kommt es zu einem solchen Duell der Kinonattern, wenn Kinski als Kindesentführer mit Polizei und Giftzähnen hadert.

Durch eine folgenschwere Verwechslung im Zoogeschäft bekommt der tierversessene Millionärsspross Philip (Lance Holcomb, „Zurück bleibt die Angst“) statt einer harmlosen Hausschlange eine schwarze Mamba ausgehändigt. Die Mutter (Cornelia Sharpe, „Serpico“) des Jungen ist verreist und ahnt nichts von den finstren Plänen, die das Hausmädchen (Susan George, „Mandingo“) und der Chauffeur (Oliver Reed, „Die drei Musketiere“) geschmiedet haben. Mit Hilfe des berechnenden Verbrechers Jacmel (Kinski) wollen sie den Jungen entführen, über den in mütterlicher Abwesenheit nur der abenteuererprobte Großvater (Sterling Hayden, „Der Pate“) wacht. Als die Schlange ausbricht und das Hausmädchen tötet, der Chauffeur einen Polizisten erschießt und ein Sonderkommando unter Leitung des erfahrenen Bullock (Nicol Williamson, „Excalibur“) Stellung bezieht, droht die Situation zu eskalieren.

Trotz mancher Schwierigkeiten während der Produktionsphase – unter anderem quittierte der ursprünglich als Regisseur verpflichtete Tobe Hooper („Texas Chainsaw Massacre“) den Dienst wegen kreativer Zerwürfnisse mit den Produzenten – ist „Die schwarze Mamba“ ein weitgehend gelungener, weil ungewöhnlicher Thriller. Der Film ergeht sich nicht in Tempo, sondern führt bedächtig in die Geschichte ein. Die Figurenkonstellation wird ausgelotet und unspektakulär auf den konstanten Spannungsbogen hingearbeitet. Die starken Darsteller bewahren das Ganoven-Stück durch ausgewogenes Spiel vor exploitativen Ausrutschern. Die daran geknüpfte Geiselnahme ist nicht spektakulär, dafür aber beständig fesselnd.

In Aufbau und Inszenierung sehr britisch, fällt die arg konstruierte Verstrickung von Zufällen kaum negativ ins Gewicht. „Die schwarze Mamba“ hält die packende Atmosphäre konstant aufrecht und gipfelt, getragen von nuanciertem Schauspiel, in ein zermürbendes Psychoduell zwischen dem grabkalten Finsterling Klaus Kinski und dem angespannten Taktierer Nicol Williamson. In deren Mitte verharrt Oliver Reed als impulsiver Gegenpol seines verbrecherischen Mitstreiters und droht unter der Last der Anspannung jeden Augenblick zu explodieren. Die unvorhergesehenen und gern von subjektiven Kameraeinstellungen begleiteten Attacken der hochgiftigen Schlange versetzen die Gemüter in zusätzliche Aufregung.

Den Regeln des Kinos entsprechend entknotet sich der Film in bewährter Manier. Die Schurken bekommen mit makabrer Intensität was ihren gebührt, die unnötige Schlusspointe verweist noch einmal auf tierischen Terror. „Die schwarze Mamba“ verbindet verschiedene Genres unter einem Dach atmosphärischer Beständigkeit. Die oft unglaubwürdige Handlung wird damit aufgewogen. Für Thriller und Kinski-Fans eine deutliche Empfehlung, sollten dem Horror zugeneigte Filmfreunde Vorsicht wahren. Denn die giftigste Schlange ist hier eindeutig der legendäre, 1991 verstorbene Choleriker.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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