Die Kassierer – Physik (2010, Teenage Rebel Records)

die-kassierer-physik„Das wissenschaftliche Standardwerk im Fachbereich Punkmusik! Behandelt Themen zwischen Quantenphysik und Kot.“

Auch ohne diese Selbsteinschätzung aus dem pressewirksamen Umfeld der mächtigen KASSIERER ist die eloquente Klarheit in der Ausformulierung ihres Wesens zweifelsfrei bestechend. Sieben Jahre haben die Ruhrpott-Ferkel-Punks seit ihrem letzten Album „Männer, Bomben, Satelliten“ verstreichen lassen. Offenkundig haben sie diese Zeit für weiterbildende Maßnahmen genutzt, taucht „Physik“ doch knietief in naturwissenschaftliche Alltagsfragen ein. Die können, wie bei „Ich fick dich durch die ganze Wohnung“, profaner Natur sein und bereits dadurch Wissenszuwachs vermitteln, dass selbst ungewöhnliche Räumlichkeiten im urbanen Rückzugshort (z.B. Sambazimmer oder Vergangenheitszimmer) für den Beischlaf genutzt werden können.

Doch etwas ist faul im Staate Wattenscheid. Denn so einfallsreich die vier Proleten auch durch Stile und Themen geistern, dabei Militär-Jargon, Chanson, Sprechgesang und Schlager verketten, die ganz großen Gassenhauer bleiben diesmal aus. Auf „Physik“ finden sich – wohl vor allem aufgrund der anspruchsvollen Thematik – kein „Partylöwe“, kein „Blumenkohl am Pillemann“ und auch keine „Stinkmösenpolka“. Stattdessen wird die „Weihnachtbäckerei“ zur „Wirtshausschlägerei“ oder die seltene Spezies des „Zitronenhai“ besungen. Trotz hohem Absurditätsgrad und stattlichem Unterhaltungswert (siehe „Schönes Universum“ oder „Verliebt in Whisky, Bier und Wein“) reicht die von Wölfi mit gewohnt gossenmelodischer Stimme vorgetragene Punk-Exzentrik an die Hitfabriken der Vorzeit leider nicht heran. Ein bisschen weniger Kunst und etwas mehr fäkale Unflat hätte diesem physikalischen Exkurs sicher nicht geschadet.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

 

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