Die Insel des Dr. Moreau (USA 1977)

die-insel-des-dr-moreau„His is the hand that makes. His is the hand that hurts. His is the hand that heals. His is the house of pain. His is the house of pain. His is the house of pain.“ – der Verkünder des Gesetzes

Die zweite (populäre) Verfilmung von H.G. Wells Literaturklassiker „Die Insel des Dr. Moreau“ lebt von der namhaften Besetzung und dem nostalgischen Wert. Ein müde wirkender Burt Lancaster („Der Gefangene von Alcatraz“) schlüpft in die Rolle von Mad Scientist Moreau, der im entlegenen karibischen Inselreich Gott spielt. Nur werden in seinem Haus des Schmerzes keine marternden chirurgischen Eingriffe mehr vorgenommen, sondern die vorgegebene Wesensform über die Injektion eines in die Genetik eingreifenden Serums verändert. Moralischer Gegenpol ist Michael York („Flucht ins 23. Jahrhundert“), der als schiffbrüchiger Maschinist Andrew Braddock an den Strand des Eilands gespült wird.

Produziert wurde der Film von B-Legende Samuel Z. Arkoff („Die Insel der Ungeheuer“), die Regie übernahm Don Taylor („Flucht vom Planet der Affen“). Der findet, mit „Wolfen“-Kameramann Gerry Fisher, stimmungsvolle Bilder, wenn sich der entkräftete Braddock, verfolgt von schemenhaften Gestalten, durch schier undurchdringliches Dickicht kämpft, oder bei diversen Attacken echte Raubtiere zum Einsatz kommen. Dass der Film dennoch deutlich hinter seinen Möglichkeiten – und erst recht denen der Vorlage – zurück bleibt, liegt neben dem schwachen Skript an den enttäuschenden Masken.

Der Hausangestellte M´ling deutet in seiner abstoßenden Physis jenen Einfluss an, den die Äußerlichkeiten der Freaks hätten auf die Atmosphäre nehmen können. Das Make Up von Oscar-Preisträger John Chambers, der in den fünf „Planet der Affen“-Filmen sein Können unter Beweis stellte, und Thomas R. Burman („Frogs“, „Die Prophezeiung“) aber lassen die geschundenen, vormals tierischen Kreaturen nicht bedrohlich, sondern in der Hauptsache knuffig, wie mutierte Teddybären, wirken. Selbst Moreaus Tochter Maria (Barbara Carrera, „Sag niemals nie“), deren Figur im Buch nicht einmal vorkommt, wird achtlos um das schockierende Moment ihrer Herkunft betrogen. Wenn dies in der Schlusssequenz auch angedeutet wird.

Gehilfe Montgomery (Nigel Davenport, „Phase IV“) wird zum Söldner herabgestuft und bekommt, als er Moreaus Gebaren überdrüssig wird, vom Doktor persönlich eine Kugel verpasst. Die vom wahnsinnigen Forscher einem gestrengen Verhaltens-, mehr noch Regelwerk unterworfenen Freaks, deren Sprachrohr wiederum der Verkünder des Gesetzes (hier Richard Basehart, „Chatos Land“) ist, sind bald nicht mehr im Zaum zu halten und rebellieren gegen ihren Schöpfer. Als angestaubt oberflächliches Fantasy-Abenteuer mag Taylors Version funktionieren. Mehr als eine die Schrecken der Vorlage unfreiwillig verniedlichende Deformation eines Science-Fiction-Klassikers bleibt schlussendlich jedoch nicht.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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