Die Frauen von Stepford (USA 1975)

die-frauen-von-stepford„I just don’t get it. It’s like there’s this contest, okay? And the housewife with the cleanest house gets Robert Redford for Christmas… but nobody will tell the rules!” – Bobby

Männer sind Schweine! Kaum ein Film stützt diese These mehr als „Die Frauen von Stepford“. Die feministische Bewegung hatte ihren Höhepunkt erklommen, als die gallige Farce 1975 in die Kinos kam. Und obwohl er die Position der sich emanzipierenden Frauen auf eine satirische Art stützte, wurde er wegen geschlechtlicher Diffamierung angefeindet. Wenn überhaupt aber hätten sich einzig die Männer mokieren dürfen, schließlich sind sie es, die ausnahmslos als Mistkerle abgestempelt werden. Bedauerlicherweise war der Film kein finanzieller Erfolg. Mit Recht schätzen lernte ihn das Publikum erst später.

Die Adaption des Romans von Ira Levin, der auch die Vorlage zu „Rosemaries Baby“ verfasste, besorgte der Brite Bryan Forbes („Der wütende Mond“). Er schrieb das Drehbuch von Starautor William Goldman („Butch Cassidy and the Sundance Kid“) einfach um. Sehr zu dessen Unwill. Auf vordergründige Effekte verzichtete der Regisseur. Er zog den Plot unaufgeregt, geradezu subtil auf und ergeht sich in Andeutungen, wenn im Paradies der Kleinbürgerlichkeit die Fassade zu bröckeln beginnt. Für das idyllische Ambiente mussten nicht einmal (Außen-)Kulissen geschaffen werden. Gedreht wurde einfach vor Ort im beschaulichen Connecticut.

Auf Drängen von Vater Walter (Peter Masterson, „Der Exorzist“) zieht es Familie Eberhardt vom hektischen New York ins verschlafene Stepford. Dort ist es derart ruhig und friedlich, man braucht nicht einmal seine Vordertür zu verschließen. Walter ist Feuer und Flamme, schließlich unterhalten die Männer sogar einen privaten Club. Gemahlin Joanna (Katherine Ross, „Die Reifeprüfung“) kann die Euphorie nicht teilen. Zwar findet sie in der extrovertierten Bobby (Paula Prentiss, „Buddy Buddy“) eine Gefährtin, die Zweifel aber reißen nicht ab. Das liegt auch am Verhalten der übrigen Frauen, die sich geistesabwesend nur um ihren Haushalt zu sorgen scheinen.

Von denen, gehüllt in biedere viktorianische Kleider, unterscheiden sich die zunehmend bedroht fühlenden Freundinnen bereits durch ihre körperbetonten Aufzüge. Die Handlung dreht sich fast ausschließlich um Joanna, deren Misstrauen sich bald in schreckliche Befürchtungen steigert. Der örtliche Männerzirkel dient mit seinen losen Einschüben lediglich der Steigerung des Unbehagens. Ebenso der ewige Sonnenschein. Das Setting vermag kein Wässerchen zu trüben, wenn sich die Vorahnungen auch in einem Finale entladen, bei dem mit Regen und Gewitter auf konventionelle Formen der Spannungserzeugung gesetzt wird.

Stark besetzt und überzeugend gespielt, zeigt „Die Frauen von Stepford“ die radikale Sicherung des männlichen Patriarchats auf. Erfolgreiche Ehemänner, denen die Emanzipation ihrer Frauen zu weit geht, erfüllen sich den Traum vom Heimchen am Herd auf eine ganz spezielle Art. Die technischen Möglichkeiten der (angestaubten) Moderne bürgen einmal mehr für düstere Zukunftsaussichten, wenn sich der Mensch im Fortschritt durch die Maschine ersetzen lässt. Das bitterböse Finale setzt dem unterschätzten, herrlich bissigen Science-Fiction-Thriller die Krone auf. Viel besser als das komödiantische Remake von 2004.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

scroll to top