Die Frau des Zeitreisenden (USA 2009)

die-frau-des-zeitreisenden„I wouldn’t change one second of our life together.“ – Glücklich im Augenblick des Zusammenbruchs: Clare Abshire

Schmachtfetzen, Science Fiction-Drama, Literaturverfilmung. „Die Frau des Zeitreisenden“ ist alles und bisweilen doch so wenig. Die Erfahrung bewegter Bilder ist in ihrer emotionalen Wirkungsweise ein individuell vielfältiger Prozess. Was den einen berührt, lässt den anderen kalt. Von daher ist die Verschriftlichung subjektiver Beurteilungen über die Kunstform Film eine Gratwanderung ungewissen Ausgangs. Was erlauben sich Manche, ihre Ansichten über Werk und Wirken in scheinbarer Allgemeingültigkeit in die Welt zu blasen? Jedoch ist es nicht Vorschrift, sondern An-, manchmal auch Abstoß, der den Rezensenten umtreibt. Mal Empfehlung, dann wieder Warnung, dabei aber immer Meinung.

Die vorliegende ist zwiespältig. Jene oft kitschige Story über den ungewollt Zeitreisenden Henry DeTamble (Eric Bana, „München“) hat ungewöhnlich viel Licht und Schatten. Szenen funktionieren und gleichzeitig auch wieder nicht. Die von Brad Pitt produzierte und Erinnerungen an „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ weckende Adaption von Audrey Niffeneggers Roman ist typischer Hollywood-Schmonz. Genauer eine in verschiedenen zeitlichen Ebenen verzweigte Liebesgeschichte mit viel Romantik und noch mehr Herzschmerz. Immerhin aber eine kunstvoll versponnene, mit sehenswerter Optik und vorauseilender Tragik.

Unkontrollierbar gleitet Henry durch Zeit und Raum. Ohne Vorwarnung verschwindet er plötzlich und hinterlässt nur einen Haufen Kleidung. Nackt findet er sich an ihm fremden Orten. Manchmal kehrt er auch an gewohnte Stätten zurück und kann die lange verstorbene Mutter besuchen. Wie lange diese Abstecher anhalten weiß er nicht. Es können Sekunden sein, ebenso gut aber auch Stunden oder gar Tage. Das erfordert, schon der Nacktheit wegen, räuberisches Geschick. Eines Tages fällt Henry die junge Clare Abshire (Rachel McAdams, „Sherlock Holmes“) um den Hals. Sie kennt ihn seit ihrer Kindheit, durch Zeitreisebesuche, die sich in seiner Gegenwart noch nicht abgespielt haben.

Ungeachtet aller Unsicherheiten und Risiken heiraten die beiden. Es ist eine glückliche Ehe, in deren Verlauf er sie tatsächlich immer wieder in der Vergangenheit besucht. Der Kreis schließt sich und wäre da nicht die plötzliche Erscheinung eines zukünftigen Henry, der für Augenblicke mit einer schweren Schussverletzung im Flur liegt, die stete Besorgnis würde wohl erfolgreich ausgeblendet. Auch der Kinderwunsch bleibt vorerst unerfüllt, denn seine genetische Störung scheint erblich und die Ungeborenen verschwinden einfach aus dem Mutterleib. Doch dann begegnet Henry während einer Zeitreise seiner aufgeweckten Tochter Alba (Tatum und Haley McCann).

Der deutsche Regisseur Robert Schwentke („Flightplan“) inszeniert das komplex erzählte und sehenswert gespielte Drama mit emotionaler Wucht. Nur kann er den Schmalz in diesem effektreichen Bilderbogen nicht vollends ausblenden. Und so berührt „Die Frau des Zeitreisenden“ durch eine Geschichte mit zweifelsfrei traurigem Ausgang. Aufmachung, visuelle Konzeption und Spiel machen das Mitfühlen leicht, schließlich sind die Liebenden Opfer unerklärbarer Umstände. Es gibt also gute Gründe für und ebenso solche gegen die Rezeption des Filmes. Diesen Rezensenten lässt er zugegeben etwas ratlos zurück. Allerdings auch, dahingehend kann die Nase mitnichten gerümpft werden, gut unterhalten.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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