Dick Tracy (USA 1990)

dick-tracy„Next time I take his fingers and I turn them into pretzels. I just might do the same thing to your face.“ – kein Mann leerer Drohungen: Big Boy Caprice

Ein Held vom alten Schlag: Dick Tracy ist ein unbestechlicher Draufgänger in Diensten der Chicagoer Polizei. Das Markenzeichen des unerschrockenen Inspektors sind der gelbe Mantel und Hut, durch die er selbst bei Dunkelheit noch zweifelsfrei von Freund und Feind zu identifizieren ist. In der Unterwelt ist er Gefürchtet, bei den Kollegen geachtet. Auch die Frauen liegen ihm zu Füßen. Als Erfindung der Dreißiger hält er aber einer einzigen die Treue, zeigt sich im Umgang mit ihr gar unbeholfen und schüchtern. Grund genug, seine ganze Energie in die Bekämpfung des organisierten Verbrechens zu investieren.

In der Welt von „Dick Tracy“ steht in jeder Nacht ein Vollmond am Himmel, sieht das Stadtbild aus wie gezeichnet und dominieren neben Schwarz und Weiß die sechs kräftigen Farben von Chester Goulds Comic-Vorlage. Die Gangster heißen ihren Visagen entsprechend Babyface, Flattop oder Big Boy Caprice. Unter den grotesken Masken ist die namhafte Besetzung – unter anderem Dustin Hoffman, William Forsythe, Paul Sorvino oder der Oscar-nominierte Al Pacino – kaum zu erkennen. Über allem aber thront Warren Beatty („Bugsy“), der als Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller die Fäden in der Hand hält.

Man darf Beatty und seiner selbstbezogenen Inszenierung eine gewisse Eitelkeit unterstellen, die Detailverliebtheit und Sorgfalt, mit der er den klassischen Cop zum Leben erweckt, wirken aber fraglos imposant. Die visuelle Novität des Films im Produktionsjahr 1990 scheint vergleichbar mit dem heutigen Status von Rodriguez´ „Sin City“, wenn bei „Dick Tracy“ auch alle Sets und Kulissen, alle Masken und Kostüme handgemacht sind. Lohn der Mühen waren drei Oscars, für Ausstattung, Make-Up und den Song „Sooner or Later (I Always Get My Man)“, im Film gesungen von Pop-Diva Madonna.

Sie spielt Nachtclubsängerin Breathless Mahoney, die Tracy zumindest zeitweilig den Kopf verdreht. Sehr zum Leidwesen seiner Geliebten Bess Trueheart (Glenne Headley, „2 Tage L.A.“). Im Kampf gegen Caprice (Pacino), der mit seinem Syndikat nach der Macht greift, muss der Inspektor einige Rückschläge einstecken. Mit dem nimmersatten Waisenkind Kid (Charlie Korsmo, „Hook“) weiß Tracy aber einen verlässlichen Helfer in seinen Reihen. Mit Anspielungen auf Film Noir und klassisches Gangsterkino sowie mit spielerischer Aufarbeitung genretypischer Figuren- und Gewalt-Schemata schuf Beatty ein visuell faszinierendes Gesamtkunstwerk. Inhaltlich simpel, aber in der Form schlicht umwerfend.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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