Diary of the Dead (USA 2007)

diary-of-the-deadGeorge A. Romero hält der Gesellschaft einen Spiegel vor, der über Motive des klassischen Horrors funktioniert. Wenn er die Toten auferstehen lässt, übt er Kritik. An der Gesellschaft, an der destruktiven Natur des Menschen. „Diary of the Dead“ ist der fünfte Teil seiner Saga, die 1968 mit „Night of the Living Dead“ begann. Seitdem hat sich viel verändert. In der Wirklichkeit, gleichwohl in der Abart der Realität, die der mittlerweile 68-jährige Filmemacher als wegweisenden Kanon unter einer Vielzahl von Genrefans etabliert hat. Nun bekommt die Mediengesellschaft ihr Fett weg.

Nach dem Abschluss seiner Zombie-Trilogie in den mittleren Achtzigern legte Romero mit „Land of the Dead“ im neuen Jahrtausend eine späte Fortsetzung nach. Doch war bereits die mehr eine launige Variation seines Leib- und Magenthemas, als die ernsthafte Erweiterung des Kosmos. Ähnlich verhält es sich mit dem jüngsten Beitrag, der das Thema an seinem Ursprung aufgreift und die Katastrophe von neuem beginnen lässt. Dabei folgt er einer Gruppe Filmstudenten, die ihre Flucht mit der Kamera dokumentiert. Denn das Grauen wirkt erst real, wenn es durch die Linse für die Nachwelt festgehalten wurde.

Der politische Kommentar wird zum medialen. In einer Welt, in der Millionen Menschen ihre Privat- und Intimsphäre über das Internet verbreiten, wo Webportale wie MySpace oder YouTube die alltägliche Kommunikation beherrschen, verkommt die Wirklichkeit mehr und mehr zu einer Projektionsfläche der Medienrealität. Die flüchtigen Studenten wollen dem entgegenwirken und zeigen was passiert, wie es passiert. „The Death of Death“ heißt die von strapaziösem Off-Kommentar begleitete Dokumentation, die zur dramaturgischen Unterstreichung Musik und diverses auswärtiges Material benutzt. Solches wie Aufzeichnungen von Überwachungskameras oder Webvideos.

Dramaturgisch und allen voran schauspielerisch ist „Diary of the Dead“ Romeros schwächster Beitrag zum Thema. Dabei jedoch streut er ausreichend Querverweise auf sein bisheriges Schaffen und flechtet überdies grimmigen Humor mit ein. Das zeigt sich insbesondere in der Reflektion von Klischees, beispielsweise der Frage, ob Untote nun langsam wanken oder geschwinden Fußes hinter ihren Opfern herjagen sollten. Auch die Gewalt kommt nicht zu kurz, wenn sie unter Romero auch seit jeher als Kommentar eingesetzt wurde und nicht der exploitativen Ausschlachtung galt. Denn damit wäre sein abermals sehenswerter Beitrag kaum besser als die Medien, die er charakterisiert.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

scroll to top