Dialog mit meinem Gärtner (F 2007)

dialog-mit-meinem-gaertnerEin Filmwerk von Weisheit erfüllt. Wer wäre prädestinierter es zu inszenieren, als Jean Becker („Ein mörderischer Sommer“), Spross der französischen Regie-Legende Jacques Becker („Wenn es Nacht wird in Paris“)? Er dreht nur vereinzelt, quasi erlesen, was seinem Namen eine gewisse Exklusivität verschafft. „Dialog mit meinem Gärtner“, die Adaption des Romans von Henri Cueco, zeugt davon. Mit der Gemütsruhe des Alters nähert sich Becker der melancholischen Ode an Natur und Freundschaft und kreiert so ein wort-, jedoch nie kopflastiges Opus voll Schönheit und Elegie.

Dazu muss die Naturkulisse weder mystifiziert noch glorifiziert werden. Die Anmut speist sich aus ihr selbst heraus, den Details, den Farben, der Schlichtheit. In ihr treffen sich der Maler (Daniel Auteuil, „Mein bester Freund“) und der pensionierte Gleisarbeiter (Jean-Pierre Darroussin, „Mathilde – Eine große Liebe“). Sie kennen sich noch aus Schulzeiten. Der Künstler, der sich im Gefühlsreigen einer drohenden Scheidung aufs Land zurückgezogen hat, will den Gemüsegarten des alten Domizils auf Vordermann bringen. Auf die Annonce meldet sich der Gefährte aus Kindertagen. Der Beginn einer innigen Freundschaft.

Mit dem bourgeoisen Bildungsbürger und dem einfachen, aber keineswegs einfältigen Arbeiter prallen zwei Welten aufeinander. Jedoch nicht mit Wucht, sondern zartem Fingerspitzengefühl. Über endlose Gespräche entsteht zwischen den unterschiedlichen Männern eine tiefe Vertrautheit. Die gestattet ihnen neue Perspektiven auf verschiedenste Bereiche des Lebens. Beckers Film ist ein schöngeistiger, stets unterhaltsamer Schwof zwischen den Stühlen von Drama und Komödie. Nur auf eine Ausrichtung festlegen will er sich partout nicht.

Gespräche ersetzen eine klare Handlungsstruktur. Im modernen, auf visuelle Reize und Erlebnisfaktoren ausgerichteten Kino ist das ein Wagnis. Aber es funktioniert mit Bravour. Und das nicht einmal auf eine altmodische Art und Weise. Im Hier und Jetzt, zwischen Blockbuster-Brimborium und Effektfeuerwerk, steht ein so geschwätziger wie melancholischer Schauspielfilm für die kleinen, die eigentlich wichtigen Dinge des Lebens ein. Am Ende wird Krankheit zu Verlust. Aus ihm resultiert neue Kraft. Ein wahrhaft bezauberndes Werk.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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