Der Mörder des Klans (I 1970)

moerder-des-klansJohn Webb (Paul Sullivan alias Paolo Casella, „Zwei durch dick und dünn“) hat einen Mietmörder umgelegt. Eine Nachricht soll dessen Komplizen zur Schakal-Ranch führen. Dort wird er sie erwarten. Anführer der Bande ist Dan Hogan (Klaus Kinski, „Satan der Rache“). Doch er verspätet sich, was nicht Webb, sondern dem von Reed (Dean Stratford alias Dino Strano, „Sartana – Im Schatten des Todes“) befehligten Rest der Banditen Kopfschmerzen bereitet. Denn die Beute eines gemeinsamen Überfalls führt Hogans Freundin Daisy (Anna Zinnemann, „Ein Halleluja für 2 linke Brüder“) mit sich.

Das Ziel ist Mexiko. Ihr Führer sollte der von Webb getötete Söldner sein. Das ist sein Vorteil, schließlich kennt auch er jenen verborgenen Bergpfad, der sie vorbei schleusen soll an den Häschern der Regierung. „Der Mörder des Klans“ ist ein mit Bedacht erzählter Vertreter des Italo-Westerns. Regisseur Giuseppe Vari („Ein Loch in der Stirn“) setzt nicht auf die Standardformel des schießwütigen Rächers, er will die Schaffung einer glaubhaften Dramaturgie. Die erste Hälfte vollzieht sich kammerspielartig. Webb trifft auf der Schakal-Ranch ein und lernt deren Besitzer, den geschwätzigen Jonathan (Dan May alias Dante Maggio, „Lauf um dein Leben“), sowie dessen Nichte Santa (Patrizia Adiutori, „Torso“) kennen.

Danach treffen Reed und seine Kumpane ein. Sie wollen Webb mitnehmen, zum vereinbarten Treffpunkt mit Hogan. Aber er denkt nicht daran, den Outlaws zu folgen. Also findet sich ihr Befehlshaber bald selbst auf der Ranch ein. Das Warten beginnt. Auf Daisy, auf das geraubte Gold – und auf Antworten. Die liefert Webb nicht. Aber er streut Zweifel, sät Zwietracht. Einen Verräter soll es in Hogans Bande geben, einen der ihm Informationen zugespielt hat. Misstrauen greift um sich. Die Lage spitzt sich zu, als eine Passagierkutsche eintrifft. Die Durchreisenden werden zu Geiseln. Die Anspannung mehrt sich.

Unspektakulär vollzieht sich die Handlung. Die Duelle werden nur selten mit dem Colt, sondern eher mit Worten ausgetragen, die direkt an die Psyche gerichtet sind. Nachdem das Auftauchen einiger Ranger für rasenden Puls bei den Räubern gesorgt hat, verlässt der Film den eingeschränkten Handlungsspielraum. Es geht in die zerklüfteten Berge, Santa und die störrische Eleanor (Victoria Zinny, „Keoma – Melodie des Sterbens“), eine der übrigen Reisenden, werden als potenzielles Druckmittel mitgeführt. Webb leitet die Gruppe, argwöhnisch betrachtet, weil er seinen Dienst für die Hälfte der Beute verkauft.

Dass er kein Bandit ist, scheint von Beginn an klar. Deshalb resultiert nur wenig Spannung aus den Hintergründen seiner Motivation. Überhaupt sorgt das nur geringe Tempo für wenig Aufregung. Vornan stehen die Schauspieler, wo gerade Klaus Kinski den Ausnahmestatus des manischen Tobsüchtigen unterstreichen kann. Western mischt sich mit Drama. Am Ende ist es doch wieder die persönliche Vendetta. Gerade der so fadenscheinig wirkende Schluss mag den Film in seiner plötzlichen Abkehr von der Ausweglosigkeit zur Dutzendware machen. In seiner Gesamtheit aber bleibt er ungewöhnlich genug, um sich aus der Masse abzuheben. Das genügt.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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