Der Einsatz – The Recruit (USA 2003)

der-einsatz-the-recruitAlle Jahre wieder werden neben dem erfolgsverwöhnten Geheimagenten James Bond weniger heroisierte Vasallen auf die Probe ihrer unermesslichen Vaterlandstreue gestellt. Diesem Ruf leisten in Roger Donaldsons („Dante‘s Peak“) Thriller „Der Einsatz“ Veteran Al Pacino („Der Duft der Frauen“) und Novize Colin Farrell („Nicht auflegen“) folge und garantieren kurzweilige Konspirationen weit unterhalb der höchsten Regierungskreise.

Walter Burke (Pacino) ist ein undurchsichtiger Staatsdiener. Oder besser, wie er in keinem Buche steht. Denn der verdeckt arbeitende Ausbilder im Dienste der CIA ist ein Meister der fintenreichen Täuschung, eine wahrhaft einschüchternde Persönlichkeit, die ihre Hände nur allzu gern in der Unschuld eines trügerischen Scheins badet. Verborgen hinter einer standfesten Fassade aus Zweideutigkeiten und überbordender Erhabenheit rekrutiert Burke potentielle Geheimdienstnovizen für seinen mächtigen Brötchengeber, was den Routinier zu Beginn des Filmes über die Schwelle des smarten Computergenies James Clayton (Farrell) führt.

Nach einiger Überzeugungsarbeit lässt sich der IT-Fachmann von den windigen Ausführungen des Dozenten überzeugen und als Rekrut anwerben. Nach bestandener Aufnahmeprüfung wird der Schüler mit einigen gleichgestellten Kameraden unverzüglich in das CIA-Ausbildungslager in Langley, Virginia, überführt, welches der Einfachheit halber schlicht „Die Farm“ genannt wird. Schon bald muss James jedoch feststellen, dass unter der Leitung des eisenharten Burke einfach nichts so ist, wie es scheint, während der Lehrplan eine Vielzahl an spannenden Einführungsepisoden in die hohe Kunst des Spionierens bereithält. Solche wie Selbstverteidigung, Observation, Waffentraining und Versuchsreihen mit dem Lügendetektor.

Aller Anstrengung und Härte des umfangreichen Trainings zum Trotze entdeckt James nach anfänglichen Zweifeln seinen Spaß an der Sache. Ganz nebenbei fühlt sich der individualistische Musterschüler zu seiner adretten Klassenkameradin Layla (Bridget Moynahan) hingezogen, in die sich der draufgängerische Hitzkopf alsbald verliebt. Nach beinahe absolvierter Ausbildung wird James zum Schein verbannt. Allerdings nur, um im Anschluss auf Burkes Geheiß seinen Schwarm Layla zu beschatten, die nach Aussage des stoischen Agentenwiesels in Wahrheit für die Gegenseite zu Felde zieht.

Zwar steht Roger Donaldsons Beitrag hinter ähnlich thematisierten Agenten-Thrillern wie seinem 1987 selbst inszenierten „No Way Out“ ein gutes Stück zurück, doch sorgen die Spielfreudigen Akteure und ein grundsolides Drehbuch für angemessene Kinounterhaltung. Der Plot buhlt dabei weder um Originalität, noch präsentiert er sich gefeit vor Klischees. Allerdings erscheinen die Charaktere durchaus glaubwürdig, während raffiniert gestreute Wendungen die unterschwellige Spannung stetig zu steigern verstehen. Darüber hinaus sorgt der munter aufspielende Altstar Al Pacino mit hochtrabenden Reden und einladenden Monologen für die fast gewohnte Veredelung des Hollywood‘schen Genrekinos. Durch seine Präsenz bereichert und das erneut überzeugende Auftreten veredelt er auch diesen im Grunde leicht verdaulichen Agenten-Thriller.

Shootingstar Colin Farrell und Bridget Moynahan („Der Anschlag“) füllen die Konturen ihrer Figuren ebenfalls ansehnlich mit Leben und bieten Pacino sehenswerte Leistungen entgegen. Handwerklich routiniert und optisch ansprechend umgesetzt, verschwimmen die Grenzen zwischen Schein und Sein merklich. Trotz kleinerer Durchhänger und einer gewissen Durchschaubarkeit bleibt der stimmige Film über seine gesamte Lauflänge ansprechend. Oder, um es mit Walter Burkes Worten abzuschließen: „Ihr wollt Antworten? Ich kenne nur Geheimnisse.“

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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