Der Diktator (USA 2012)

der-diktatorVon adeliger Herkunft ist Sacha Baron Cohen ungeachtet seines Namens nicht. Vermutlich würden die Blaublüter ob des subversiven Humors sowieso gegen den Extrem-Komiker Sturm laufen. Aber der gebürtige Brite ist Jude und der Aristokratie verheißende Mittelname dem Hebräischen entnommen. Respekt vor Religionen, Weltanschauungen oder politischen Strukturen hat der verkleidungsfreudige Komiker allerdings nicht. Das bewies er höchst erfolgreich als Ali G, Borat und Brüno. Cohens jüngste Kunstfigur trägt den Namen Aladeen, bekleidet den militärischen Rang eines Admiral General (nebst gewaltiger Ordenslatte) und ist rigider Despot des fiktiven afrikanischen Staates Wadiya.

Jener affektierte und sexistische Alleinherrscher weigert sich beharrlich, die reichen Ölvorkommen seines Landes internationalen Konzernen zugänglich zu machen, lässt wegen jeder Kleinigkeit Untertanen liquidieren und strebt den Aufstieg zur Atommacht an. Nur will der Westen partout nicht ans Märchen der Urananreicherung zu friedvollen Zwecken glauben. Nicht umsonst ist „Der Diktator“ dem unlängst verstorbenen nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-il gewidmet. Aladeens Enttäuschung aber ist groß, als ihm eine rundheraus mickrige Rakete präsentiert wird. Ihr ähnlich ist der Plot, der lediglich flüchtiger Rahmen eines nicht zwingend homogenen Mix´ aus krassen Zoten und entlarvender Polit-Farce ist.

Heilig ist Hauptdarsteller, Produzent und Co-Autor Cohen dabei jedenfalls nichts. Laut polternd und politisch unkorrekt bis zur Schmerzgrenze werden Terror-Hysterie, Medien sowie das amerikanische (und insgesamt westliche) politische Selbstverständnis aufs Korn genommen. Auch wird nicht mit Seitenhieben auf Protest- und Ökobewegung gespart. Ganz zu Schweigen von den zahlreichen Anspielungen auf Diktatoren wie Saddam Hussein und Muammar al-Gaddafi. Im Kern aber bleibt die bitterböse Komödie gnadenlos zotig und zielt dabei gern auch unter die Gürtellinie. Kritisches Potenzial wird damit verspielt. Ungemein komisch bleibt Cohens Rundumschlag trotzdem.

Nur setzen die Macher um Regisseur Larry Charles („Borat“, „Brüno“) auf einen Plot, der sich allein auf zigfach durchgekaute Erzählmotive stützt. Als Aladeen in New York verbal gegen die UN wettern will, nutzt sein Onkel Tamir (Ben Kingsley, „Gandhi“) die Gunst der Stunde, lässt ihn verschleppen und seinen mächtigen Bart abrasieren. Durch einen tumben Ziegenhirten (auch Cohen) ersetzt, muss der geschasste Tyrann die Demokratisierung seines Landes mit allen Mitteln verhindern – und verliebt sich dabei in Öko-Aktivistin Zoey (Anna Faris, „Scary Movie“). Bis zum überspitzten Happy End werden so am laufenden (Film-)Meter Stereotypen aufgefahren, die böse 9/11-Scherze und platten Fäkal-Humor verquirlen. Das Gros der Pointen sitzt. Nur wirkt das Drumherum nicht selten schlicht ideenlos.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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