Der Anschlag (USA/D 2002)

der-anschlagIm Jahre 1990 feierte der eifrige CIA-Agent Jack Ryan in „Jagd auf Roter Oktober“ sein Leinwanddebüt. Der seinerzeit von Alec Baldwin verkörperte Charakter entstammt ursprünglich der Feder des amerikanischen Bestsellerautors Tom Clancy, hinlänglich bekannt für patriotische Polit-Thriller, angereichert mit einer Fülle an militärischem Hintergrundwissen. In den Jahren 1992 und 1994 trat Harrison Ford die Nachfolge Baldwins in den weltweit erfolgreichen Kinohits „Die Stunde der Patrioten“ und „Das Kartell“ an und erwies sich durch die große Resonanz bei Publikum und Kritikern als Idealbesetzung. Jetzt, acht Jahre später, tritt Jack Ryan zum vierten Male ins Licht der Kinoleinwände, selbstverständlich einer gehörigen Frischzellenkur unterzogen und mit einer Handlung im Gepäck, die aufgrund der Tragödie des 11. Septembers 2001 von der Realität ziemlich schnell eingeholt wurde.

Der sinistre Plan eines weltumfassenden Zusammenschlusses diverser faschistischer Gruppierungen sieht vor, durch eine atomare Explosion im Herzen Amerikas einen Keil in die Friedenspolitik der USA und Russland zu treiben, um die beiden ehemaligen Supermächte zu animieren, sich zornerfüllt zurück in die Steinzeit zu bomben. Und der Plan scheint aufzugehen, denn die beim in Baltimore stattfindenden Superbowl detonierte Atombombe tilgt die Stadt vom Angesicht der Erde und ruft die Entscheidungsfähigkeit des Präsidenten (James Cromwell, „L.A. Confidential“) auf den Plan. Und während sich Emotionen und Vergeltungsschläge in Richtung Atomkrieg hochschaukeln, ist einzig CIA-Analytiker Jack Ryan (Ben Affleck, „Pearl Harbor“) darum bemüht, die Wahrheit ans Licht zu zerren.

Ist schon seltsam, die Handlung von „Der Anschlag“ ist in der Gegenwart angesiedelt und trotzdem steht der wackere CIA-Recke Jack Ryan plötzlich am Beginn seiner Karriere und kommt als Grünschnabel daher, der sich erste Sporen im Kampf gegen den internationalen Terrorismus verdient. Doch aller Kleinkrämerei zum Trotz bleibt dieser Umstand eher von Belanglosigkeit geprägt, weil Hauptdarsteller Affleck die Handlung des Polit-Thrillers überhaupt nicht zu tragen braucht. Regisseur Phil Alden Robinson („Sneakers“) legt das Hauptaugenmerk nämlich lieber auf die Geschichte, und er tut gut daran, kaschiert er doch somit die meisten der Rolle Jack Ryans anhaftenden Klischees. Zwar verbreitet der Film streckenweise eher gediegene Langeweile, ist mal pathetisch und mal reißerisch, alles in allem aber atmosphärisch dicht und letztendlich überzeugend. Das mag allerdings auch daran liegen, dass Robinson bei seiner Umsetzung glücklicherweise aufgesetztem Patriotismus und Phrasen vom guten Amerikaner einen Riegel vorgeschoben hat, und gegen Ende sogar darauf verzichtet, die sonst so fehlerfreien Amerikaner dem Wahnsinn Einhalt gebieten zu lassen.

Hauptdarsteller Ben Affleck müht sich zwar redlich, agiert aber über weite Strecken ziemlich blass. Morgan Freeman („Sieben“) spielt solide, allerdings verlangt ihm seine Rolle als geistiger Ziehvater des späteren Top-Analytikers Ryan auch nicht unbedingt Höchstleistungen ab. Das schauspielerische Beiwerk kann indes speist sich aus einer ganzen Reihe renommierter Darsteller, so z.B. Liev Schreiber („Scream 1-3″) und Philip Baker Hall („Magnolia“). Am Ende bleibt die unbequeme Tatsache, dass „Der Anschlag“ nicht so weit hinter der Realität zurückliegt, wie ursprünglich gedacht oder beabsichtigt und dass Tom Clancy durch seine apokalyptischen Polit-Reißer als eine Art unfreiwilliger Prophet des Unheils angesehen werden kann. Darüber hinaus wird es nicht nur aufgrund der rentablen Kasse, die allein in den Staaten mit „Der Anschlag“ gemacht wurde, ein Wiedersehen mit Jack Ryan geben, denn Ben Affleck soll auch zukünftig auf die Rolle festgelegt und zukünftigen Thrillern um den CIA-Ermittler als Zugfigur dienlich sein.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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