Death Sentence – Todesurteil (USA 2007)

death-sentence„In a war, everybody thinks that his side is right.” – Detective Wallis

Kevin Bacon ist nicht Charles Bronson. Vereint sind sie dennoch, unter der Feder des Autors Brian Garfield. Der schrieb die Romanvorlage zum kontroversen Kinohit „Death Wish“ (1974), ebenso die Quasi-Fortsetzung „Death Sentence“. Hier kommt Bacon ins Spiel. Er übernimmt in der lose auf letzterem basierenden Adaption den Bronson-Part. Die Fronten sind auch nach mehr als 30 Jahren dieselben. Da ist das gutbürgerliche Idyll, das durch die verrohte Jugend jäh zerstört wird. Gerechtigkeit lässt sich nicht im Gerichtssaal herstellen, also wird das Gesetz in die eigenen Hände genommen. Mit fatalen Folgen.

Die sozialen Probleme sind die gleichen. Ebenso Hollywoods Umgang mit dem heiklen Thema. Trotzdem gibt es wesentliche Unterschiede. Bronson brauchte kein Gewissen, keine moralische Hinterfragung seiner Taten. Ohne die wäre Bacon aufgeschmissen. Er verleiht seiner Figur Tiefe. Die aber nutzt dem Film ebenso wenig wie die Auslotung ihrer Zwiespalte. Der akuten Unglaubwürdigkeit steht der Anspruch machtlos gegenüber. „Saw“-Regisseur James Wan vermittelt das Bild eines lediglich Verlierer hervorbringenden Krieges. Nur verkommt die teils explizite Gewalt zum reinen Selbstzweck.

Familienvater Nicholas Hume (Bacon) trifft die Menschenverachtung der Chancenlosen unvermittelt, als er an einer Tankstelle im finsteren Ghetto seinen Sohn verliert. Eine maskierte Gruppe stürmt den Laden, erschießt den Kassierer und schlitzt dem Jungen die Kehle auf. Für den Killer ist es eine Mutprobe, das Ticket in den respektierten Gangzirkel. Das Männlichkeitsritual hat ein tödliches Nachspiel, nicht nur für das Opfer. Beim Prozess gegen den einzig gefassten Täter nimmt Hume seine Aussage zurück. Nach dessen Freilassung wartet ein anderes Gericht auf ihn. Der Hass eines Vaters.

Er rächt sich prompt und beschwört damit eine Blutfehde herauf. Denn Billy (Garrett Hedlund, „Eragon“), der Bruder des ermordeten Verbrechers, will nun seinerseits Vergeltung. Der Clinch schaukelt sich hoch und verschlingt auch den Rest von Humes Familie (u. a. Kelly Preston, „Jack Frost“). Legitimiert wird der ihm zusehends entgleitende Feldzug durch die Gesichtslosigkeit seiner Gegenüber. Ihr Umfeld bleibt von Klischees überwuchert, sie selbst auf wenige, gänzlich schlechte Wesenszüge reduziert. Sogar Polizistin Wallis (Aisha Tyler, „.45“) bezeichnet sie als Tiere. Warum also sollte nicht auf ähnliche Weise mit ihnen verfahren werden?

Hält sich der dramaturgisch mit jeder Zuspitzung an Boden verlierende Vorlauf noch mit emotionaler Stärke auf Kurs, brechen im finalen Akt alle Dämme. Hume rasiert sich eine Glatze und begibt sich mit dem Segen von Billys Vater (in einer absurden Nebenrolle: John Goodman, „The Big Lebowski“) bis an die Zähne bewaffnet auf Rachetour. Spätestens zu diesem Zeitpunkt verliert der ultrabrutale Film jede Distanz. Da bleibt keine Reflektion von Gewalt und Gegengewalt, nur ein platter Selbstjustiz-Thriller, dessen schlussendlich verherrlichenden Tendenzen jedes Killerspiel rechts überholen. Mit Unterhaltung hat das nichts mehr zu tun.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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