Deadly Outlaw: Rekka (J 2002)

deadly-outlaw-rekka„Ich lege keinen Wert auf ein langes Leben.“ – Kunisada

In seinen besten Werken verknüpft Takashi Miike entfesselte Exploitation, eigenwillige Kunstfertigkeit und beständige Unvorhersehbarkeit. Nicht selten baut der japanische Regie-Exzentriker dabei auf comichaft übertriebene Figuren und heftige Gewalt. So wie bei den Manga-Verfilmungen „Fudoh – The New Generation“ und „Ichi the Killer“. Deren zügellose Absurdität scheint sporadisch auch bei „Deadly Outlaw: Rekka“ durch, in dem Riki Takeuchi („Battle Royale 2“) die Ermordung des Vaters rächt. Der war Anführer eines Yakuza-Clans und wurde von zwei Attentätern auf offener Straße erschossen.

Das Blut lässt Miike in Zeitlupe spritzen, während Rockmusik gespielt wird und sich die wechselmütige Verkettung der Bilder in Videoclip-Ästhetik ergeht. Hinzu kommen trashige Nuancen, wenn das Opfer einen der Todesschützen würgt und den Griff auch dann nicht löst, als ihm vom zweiten Killer ein Loch in den Schädel geschossen wird. So muss ein Messer gezogen und die Hände abgetrennt werden. Nur umklammern die noch den Hals des Mörders, als der längst auf der heimischen Couch sitzt. Das wirkt einmal mehr gewöhnungsbedürftig, verleiht dem insgesamt ruhigen Thriller-Drama aber eine angenehme Unangepasstheit.

Für den frisch aus dem Knast entlassenen Kunisada (Takeuchi) gibt es nur eine Antwort auf die Tat: Blutrache. Der im Wege stehen jedoch Paktierungsbestrebungen des eigenen Clans mit jenem Syndikat, dessen nach Macht strebende Zweigfamilie (an deren Spitze steht Martial-Arts-Legende Sonny Chiba, „Karate Bullfighter“) für den Mord verantwortlich ist. Die Oberen beider Seiten wollen sich von Kunisadas Gefährdung des Friedens aber nicht von ihrem Kurs abbringen lassen. So taucht er unter und macht sich, als man versucht ihn zu hintergehen, mit grau gefärbten Haaren und dem Getreuen Shimatami (Ken’ichi Endô, „Visitor Q“) selbst ans Werk.

Hauptdarsteller Takeuchi macht als aufbrausender Schlagetot eine überzeugend stoische Figur. Doch inszeniert Miike dessen erst am Ende unbarmherzigen Rachefeldzug eher balladesk und ziellos. Statt einem stilisierten Blutbad serviert er einen Abgesang auf klassisches Nippon-Verbrechertum und zeigt die Yakuza als müdes Geflecht, das sich in politischen Ränkespielen aufreibt. Action und Gewalt bleiben mit Bedacht eingesetzt und fügen sich in die schroffe, von Handkamerabildern geprägte Visualität ein. Beiläufig spritzt das Blut auch mal gegen die Kamera oder überzieht das Bild gleich komplett mit einem roten Schleier. Kein überragendes Werk, aber ein melancholisches Gangster-Drama mit grotesken Spitzen.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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