Deadline – Stell dich deiner Angst (USA/MY 2009)

deadline„Hier ist jemand gestorben.“ – Sag bloß: Alice

Sean McConvilles erster abendfüllender Film wird in etlichen Foren als Brittany Murphys („Sin City“) letzter Auftritt gehandelt. Im Alter von nur 32 Jahren verstarb die Schauspielerin am 20. Dezember 2009 plötzlich. Allerdings kommen in diesem Jahr noch mindestens drei weitere Titel, in denen die beliebte Mimin zu sehen sein wird. Neben „Something Wicked“ und „Abandoned“ führt die IMDb noch Stallones heiß erwarteten Action-Kracher „The Expendables“ an. Zwar schaffte es Murphy nicht in die erste Riege Hollywoods, einen würdevolleren cineastischen Abgang als den mittelmäßigen Gruselstreifen „Deadline“ wäre ihr aber schon zu wünschen gewesen.

Die sichtlich gebrochene Drehbuchautorin Alice (Murphy) nistet sich zunächst bei ihrer Freundin Rebecca (Tammy Blanchard, stand mit Murphy schon 2008 in „The Ramen Girl“ vor der Kamera) und daraufhin im Landsitz eines Bekannten ein. In der Abgeschiedenheit des alten Hauses findet Alice die erforderliche Ruhe, um ihre Schreibbarriere und den rabiaten Freund Ben (Michael Piscitelli, bekommt man nur am Telefon zu hören) zu überwinden. Als sie zufällig auf eine Truhe voller Videobänder stößt, beginnt sie die Vorgeschichte des alten Gemäuers Stück für Stück zu enträtseln. Als hilfreich erweist sich, dass sie ihren eigenen Camcorder immer mit sich herumschleppt!

Die angestaubten Bänder zeigen die Geschichte von Lucy (Thora Birch, „Train“) und David (Marc Blucas, „Der Jane Austen Club“), der auf Schritt und Tritt die (noch) expansive Phase der jungen Ehe und der nahenden Kindsgeburt auf Band festhält. Doch David zeigt allzu schnell sein wahres Ich. Geblendet vor Eifersucht, verliert er immer öfter die Fassung, was die sonst so fröhliche Lucy auf Gedanken einer (temporären) Trennung bringt. David weiß dies in letzter Sekunde zu verhindern – mit fatalen Folgen für die noch so junge Liebesgemeinschaft. Zwischenzeitlich scheint aber auch um Alice herum das schon zuvor gespenstisch wirkende Bauwerk ein genretypisch bedrohliches Eigenleben zu entwickeln, was die junge Schreiberin ebenso in nicht zu unterschätzende Gefahr bringt.

Eine ebenfalls nicht zu unterschätzende Gefahr birgt heutzutage auch der im Voraus immer mit Freude verbundene Gang zum Filmdealer. Unmengen an schnufte gestalteten Covern lassen dem Filmliebhaber das Wasser im Munde zusammenlaufen. Doch allzu oft gilt auch hier das gute alte Sprichwort, nicht alles was glänzt sei automatisch Gold. Was das ursprüngliche Covermotiv von „Deadline“ angeht, so sorgte Brittany Murphys eindeutige Todes-Pose für Furore, sodass das Bildnis vom Verleih zurückgezogen und durch ein anderes „harmloseres“ ersetzt wurde. Was sich letzten Endes, oh Wunder, aber natürlich auch als ziemlich publicitywirksam herausstellte.

McConville, der zuvor mehr in der Special-Effects Ecke beheimatet war, unter anderem beim Bond-Abenteuer „Tomorrow Never Dies“ und der grässlichen ersten Episode der „Star Wars“-Saga, spult alle Register des Haunted House-Genres ab. So macht man vor von Geisterhand zuknallenden Türen genauso wenig halt wie vor an der Kamera vorbeihuschenden und unvermittelt im Spiegel erscheinenden Spukgestalten. Der Storypart um die seelisch und körperlich geschundene Alice, die mit dem Sichten der gefundenen Aufnahmen die meiste Zeit der ca. 80 Minuten Laufzeit verbringt, ist alles andere als neu und auch ist es nicht in irgendeiner Weise revolutionär in Szene gesetzt. An sich wäre das auch nicht allzu tragisch, würden die gefundenen Tapes eine interessantere Geschichte vorweisen.

Dass den anfangs noch auf Wolke Sieben schwebenden Verliebten eine tragische Schicksalswendung bevorsteht, ist natürlich unumgänglich. Dass David aber anscheinend ständig seine Videokamera laufen lässt, sei es wenn sie Zärtlichkeiten austauschen oder aber kurz vor der Trennung stehen, ist etwas weit hergeholt. Noch merkwürdiger wird es, wenn er seine Angebetete mit einer Hand in die volle Wanne drückt und mit der anderen natürlich schonungslos die Kamera bedient – warum, wird nicht unbedingt ersichtlich. Unübersehbar ist auch die Tatsache, dass Brittany Murphys larmoyante Darstellung gegen Thora Birchs engagiertes Schauspiel leider keine Chance hat, auch wenn „Deadline“ sicherlich auf Murphy zugeschnitten ist.

Auch im Vergleich zu den anderen drei im Film auftauchenden Figuren (David, seine Mutter und Rebecca, Alices Freundin) kann sich die apathische Alice irgendwie nicht durchsetzen. Was ihre schauspielerische Vita im allgemeinem angeht, so wird man sie gewiss immer mit ihren Darbietungen in Filmen wie „Girl, Interrupted“, „Don´t Say a Word“ oder „Sin City“ in Verbindung bringen. „Deadline“ ist gewiss kein Totalausfall, aber auch keine klare Empfehlung. Der arg konstruiert wirkende Twist am Schluss kann die malaysisch-amerikanische Co-Produktion auch nicht mehr aus dem Fahrwasser der Mittelmäßigkeit herausreißen. In der Cinema, Europas ehemals selbsternannten „größten Filmzeitschrift“, würden in der ähnliche Filme unter der Besprechung auszählenden Sparte wahrscheinlich David Koepps „Secret Window“ und Brad Andersons „The Mechanist“ stehen. „Europas größte Filmzeitschrift“ – dass ich nicht lache!

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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