DFL – Proud to Be (1995, Epitaph Records)

dflproudtobeMitte der Neunziger war der Punk wieder auf dem Vormarsch. Gespielt wurde er mit mehr Melodie und gesteigerter Eingängigkeit. Eine der Bands, die sich diesem Trend konsequent verweigerten, war DEAD FUCKING LAST, kurz DFL. Sie spielten Punk und Hardcore wie anno 1977 – laut, wütend, schnörkellos und mit einem beispiellosen Hang zum Unperfektionismus. Das erinnert frappierend an die Anfangstage der BEASTIE BOYS. Nicht von ungefähr, trat deren Mitglied Adam Horovitz auf dem DFL-Debüt „My Crazy Life“ doch als Bassist in Erscheinung. Beim via Epitaph veröffentlichten Folgealbum „Proud to Be“ fungierte er gar als Produzent. Mit dem Ergebnis einer Quasi-Fortsetzung des BB-Gewitters „Some Old Bullshit“.

„Proud to Be“ ist eine kuriose Platte. Kaum eine Band investierte ihr kreatives Potenzial je in Musik, die mit solcher Absicht das lebende Fossil des Punks ausstellte. Mit verzerrten Gitarren, wummerndem Bass und nimmermüdem Schlagzeug schuf der Vierer aus Orange County eine anachronistische Rohrbombe, die sich textlich ähnlich kompromisslos gab wie musikalisch. Bis heute forcieren DFL regelrecht, bei voller Lautstärke und geöffneten Fenstern gespielt zu werden. Dazu das Tempo: 19 Tracks in 23 Minuten, hinten an ein siebenminütiges Klangexperiment als krönenden Abschluss. Leicht konsumierbar ist das nicht, will es auch nicht sein. „Proud to Be“ fordert in aller Kaltschnäuzigkeit Interesse ein – schließlich sind die lauthals herausgebellten Vocals kaum zu überhören –, offeriert im Gegenzug aber filigrane Krachsalven. Als Soundtrack für den Alltag ist das kaum geeignet – mehr schon für die Untermalung des autonomen Krawallabends.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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