Dark City (USA 1998)

darkcityAlex Proyas futuristischer Mystery-Thriller setzte neue Maßstäbe, was das Genre der düsteren und etwas depressiv stimmenden Filme seiner Zeit im Angebot hatte. „Dark City“ ruft Atmosphäre hervor, aber nur soviel, dass man sich nicht in der Geschichte verliert. Hatte man bei Proyas „The Crow“ manchmal das Gefühl, mit vor Ort zu sein, die Rachegelüste der Krähe nachempfinden zu können, so bleibt „Dark City“ doch expressionistisch und eindimensional für den Zuschauer. Es wird eine Nachtwelt dargestellt, in der es keine zeitlichen, aber doch räumliche Grenzen gibt. Ähnlich wie bei der „Truman Show“ ist es auch hier eine Stadt, die zu funktionieren hat und keine Ausbrüche erlaubt. Dieser Film lässt keine Emotionalität aufkommen, hat keine Bezüge zur Realität und brilliert durch seine kühle Distanz und seine bahnbrechende Kälte, sowohl die der Charaktere als auch die der Stadt selbst.

„Dark City“ ist eine Stadt, in der viele seltsame Dinge vor sich gehen. Eine Stadt, in der nie Tag ist, in der die Menschen einfach vergessen, was am vorherigen Tag relevant war und die Rollen tauschen, ohne es zu merken. Sie sind in ihrer eigenen kleinen Welt gefangen, versklavt, ohne sich dieser Tatsache jemals bewusst werden zu können. John Murdoch (Rufus Sewell, „Hamlet“), einer der Bewohner dieser immerwährend schwarzen Stadt, wird gejagt. Er soll eine Reihe von Frauenmorden begangen haben, erinnert sich aber nicht wie und wann dies geschehen sein soll. Er hat sein Gedächtnis verloren. Ein gewisser Inspektor Bumstead (William Hurt, „Gottes vergessene Kinder“) und der leicht verrückt wirkende Psychiater Dr. Schreber (brillant von Kiefer Sutherland dargestellt), erschweren ihm seine ausweglose Lage noch. Auf der Flucht vor diesen Menschen kehrt seine Erinnerung bruchstückhaft zurück.

Murdoch versteht langsam die Zusammenhänge seiner Stadt und beginnt eine Lösung zu suchen. Telekinese ist das Zauberwort, welches das Experiment der kahlköpfigen Männer bestimmt. Mitternacht: Alle Bewohner fallen in einen tiefen Schlaf, Häuser wachsen, verändern sich von einfach nach prunkvoll, die Menschen passen sich ihrer Umgebung an. Murdoch muß sich dieser Tatsache bewusst werden und beginnt eine aussichtslos wirkende Suche nach seiner wahren Identität, den Morden und vor allem dem Vorhaben der kahlköpfigen Männer. Dabei ist
„Dark City“ einer der Filme, bei denen man aus dem Staunen nicht mehr herauszukommen scheint. Dunkelheit, tristes Schwarz und doch soviel an Facetten wird einem in diesem Werk geboten. Es wird eine Welt geschaffen in der es keine Realität mehr zu geben scheint, in der die Darsteller so emotionslos sind, dass man beinahe selber zu frösteln beginnt.

Kiefer Sutherland zeigt in „Dark City“, dass er eine Vielfalt an Charakteren verkörpern kann, denn als skurriler Professor wirkt er mehr als authentisch. Einige Elemente des Films erinnern an H.R. Giger. Kennt man diesen Künstler und seine Werke (Schöpfer der „Alien“-Figur), die ziemlich oft mit einem Hang zur weltfremden Erotik dargestellt werden, biomechanisch sind und das Düstere pur vergegenwärtigen, so guckt man sich die schwarzen Männer an und sieht eines seiner Bilder oder eine seiner Skulpturen vor sich. Diesen Eindruck bekommt man vor allem, wenn sich die Hauptversammlung zusammenfindet, die voller Gegenstände ist und in einer bedrohlich wirkenden Räumlichkeit stattfindet, die aus Gigers Haus oder seiner hauseigenen Geisterbahn entsprungen zu sein scheint.

Für einen Film, der 1998 zeitgleich mit „Matrix“ herauskam und nicht so hohe Gelder zur Verfügung hatte wie der erwähnte Blockbuster, hat sich „Dark City“ dennoch zu einem Kultfilm gemausert, der sich zwar nicht mit der „Matrix“ vergleichen läßt, jedoch mehr als gut mithalten kann. Was „The Crow“ an romantischen, kitschig abgehauchten Elementen vorzuweisen hat, was diesen Film vor allem in der Gothic-Szene zum Kult machte, zeigt „Dark City“ mit völliger Kälte und runtergeschraubten Emotionen. So kommt keine Liebelei zwischen John und seiner vermeintlichen Frau Emma (Jennifer Connelly, „Hulk“) zustande, bzw. wird zur Randerscheinung. Ein brillanter Film, der eigentlich eher durch Optik besticht und an gewissen Stellen die Handlung vergessen läßt.

Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

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