Dance Gavin Dance – Mothership (2016, Rise Records)

DANCE GAVIN DANCE gehen seit mittlerweile zehn Jahren ihren eigenen Weg im Post-Hardcore. Doch was tut eine Band, die eigentlich schon mit den ersten Releases einen eigenen Stil etabliert hat, auf Longplayer Nummer sieben? Im Fall des Quintetts aus Sacramento ist die Antwort mit „Mothership“ schnell gefunden: Evolution statt Revolution.

Wer von DANCE GAVIN DANCE 2016 eine komplette Kehrtwende im eigenen Stil erwartet hat, wird auf „Mothership“ sofort dezent enttäuscht. Stilistisch fängt Longplayer Nummer sieben nämlich exakt dort an, wo Nummer sechs („Instant Gratification“) zuvor aufgehört hatte. Aber warum auch auf die Trademarks verzichten, die eine Band ausmachen? Will Swans Gitarrenspiel ist ohnehin nah an der Perfektion und Shouter Jon Mess kann im gesamten Genre auch kaum jemand das Wasser reichen. Sänger Tillian Pearson, der DANCE GAVIN DANCE seit nunmehr drei Alben den gesanglichen Stempel aufdrückt, kommt dazu in Tonhöhen, die kaum ein anderer Frontmann erreichen kann. Die Rhythmusfraktion aus Matt Mingus und Tim Feerick ist zudem ein sicherer Garant für einen ordentlichen Groove, der wie bei der Band gewohnt zwischen Hardcore-Salven und tanzbaren Elementen von Funk und Soul pendelt.

Insgesamt ist „Mothership“ tatsächlich das bislang beste Album von DANCE GAVIN DANCE. Grund hierfür ist unter anderem das vergleichsweise tighte Songwriting, in dem nahezu jeder Part einen Zweck im größeren Zusammenhang des jeweiligen Songs erfüllt. Hier wird deutlich, dass DANCE GAVIN DANCE, die in der Vergangenheit nicht unbedingt mit Besetzungswechseln gegeizt haben, nach drei Alben mit dem gleichen Personal eine eingespielte Einheit sind, die in eine gemeinsame Richtung zieht. Zudem verfügt „Mothership“ mit der Single-Auskopplung „Betrayed By the Game“ über einen absoluten Übersong. Dennoch ist auch für Longplayer Nummer acht noch Luft nach oben: Unter anderem bleiben bei aller technischen Klasse immer noch ein wenig die Emotionen der Songs auf der Strecke. Auch eine oberflächliche Quasi-Ballade wie „Exposed“ hilft da nicht sonderlich weiter. Außerdem – aber dies ist sicherlich eine subjektive Einschätzung – übertreibt es Frontmann Pearson gelegentlich mit seiner gesanglichen Extravaganz, die nicht immer songdienlich ist (etwa in „Deception“).

Das Problem bei der Bewertung von DANCE GAVIN DANCE ist letztendlich, dass man die Band eigentlich nur an ihren eigenen Maßstäben messen kann. Dass „Mothership“ in Sachen Songwriting und technischer Finesse die lokale Punkband aus Wanne-Eickel aus dem Wasser blasen dürfte, sollte jedem klar sein, der sich einen Song der Platte anhört. Gemessen an dem Potential, das DANCE GAVIN DANCE jedoch in ihren brillantesten Momenten offenbaren, ist auch nach „Mothership“ noch Luft nach oben.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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