Coalesce – Ox (2009, Relapse Records)

coalesce-oxErzittert, ihr Epigonen, das Original ist zurück! COALESCE melden sich 10 lange Jahre nach ihrem letzten Album zurück. Und nicht irgendwie, sondern mit einem Paukenschlag, dass einem die Ohren klingeln. Nun werden sich zahlreiche Zeitgenossen rühmen, nichts anderes als ein Meisterwerk prophezeit zu haben und sich in der Verifizierung ihrer Prognosen sonnen. Tatsächlich basiert der Ausnahmestatus der Extrem-Core-Heroen aber auf der mangelnden Fass- und Vorhersehbarkeit ihrer Musik. Strukturell erschließt sich auch „Ox“ weder beim ersten, noch beim zwanzigsten Durchlauf. Aber macht sie allein das schon genial?

Der konsequente Verzicht auf den sprichwörtlichen roten Faden ist eines ihrer Markenzeichen. Doch die Band aus Kansas versteht es immer wieder zu verblüffen, das simple Prinzip von der musikalisch transportierten Aggression auszuhebeln. Eben war Brutalität, plötzlich wird es sphärisch. Kontraste, nicht um der bloßen Verwirrung des Hörers Willen, verbinden sich zu einem epochalen Ganzen, ziehen in ihren Bann, faszinieren. Alles scheint entartet, nichts zusammenhängend. Da liegt die große Kunst, denn auf „Ox“ ist nichts beiläufig, nichts unwichtig, erst recht nichts flüchtig formuliert.

Vierzehn Mal dreschen COALESCE auf die Gehörgänge ein und lassen die Kinnlade beständig herunterklappen. Stücke wie „In My Wake, For My Own“ lassen ob ihres Ideenreichtums, dieser überbordenden kreativen Entfesselung, den Atem stocken. Der alternative Hardcore, den Frontmann Sean Ingram mit (fast) nichts anderem als wütendem Geschrei begleiten kann, findet immer wieder Schlupflöcher für erhabene Momente meditativer Ruhe. Die sollen nicht bloß auf die nächste Eruption zuführen, sondern diese ergänzen, in ihrer Wucht unterstreichen. Anmut und Zerstörung finden hier ihr berechtigtes Nebeneinander – und offenbaren potentielle Verstörung in ihrer schönsten Form.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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