Cloud Atlas (USA/D/HK/SGP 2012)

cloud-atlas„Our lives are not our own. From womb to tomb, we are bound to others. Past and present. And by each crime and every kindness, we birth our future.“ – Somni-451

1849: Der junge Anwalt Adam Ewing (Jim Sturgess, „Heartless“) wird auf einer Seereise im Pazifik zum Gegner der Sklaverei. 1939: Als Assistent eines alternden Komponisten schafft Robert Frobisher (Ben Whishaw, „Das Parfüm“) ein außergewöhnliches Musikstück. 1973: Die Journalistin Luisa Rey (Halle Berry, „Monster’s Ball“) kommt den durchtriebenen Machenschaften eines Energiekonzerns auf die Schliche. 2012: Buchverleger Timothy Cavendish (Jim Broadbent, „Iris“) versucht nach der Zwangseinweisung aus einem Altenstift zu entkommen. 2144: In Neo-Seoul wird Arbeits-Klon Sonmi-451 (Doona Bae, „The Host“) zum Sinnbild der Auflehnung. 106 Jahre nach der Apokalypse: Hirte Zachary (Tom Hanks, „Forrest Gump“) wird mit den Wurzeln seines Glaubens konfrontiert.

Alles ist verbunden. Durch die Jahrhunderte, über die Längen einzelner Leben hinweg werden Menschen und Schicksale verwoben. Dabei wird beiläufig auch die philosophische Frage behandelt, welche Auswirkung unser Handeln auf die Zukunft hat. Bereits daraus lässt sich ermessen, dass „Cloud Atlas“ keine leichte Kost ist. Die Verfilmung des literarischen Kaleidoskops aus der Feder David Mitchells ist ein ebenso ambitioniertes wie faszinierendes Opus, das sich bisweilen weniger als klassische Unterhaltung denn exemplarische Veranschaulichung der unterschiedlichen Möglichkeiten des Mediums Film gegenüber dem geschriebenen Wort entpuppt.

Die Verantwortung für dies bald dreistündige Mammutwerk tragen die „Matrix“-Macher Lana (ehemals Larry) und Andy Wachowski sowie „Lola rennt“-Regisseur Tom Tykwer. In den sechs episodisch verknüpften Erzählsträngen präsentieren sie scheinbar zusammenhanglose, im Detail jedoch eng verschlungene Blicke auf moralische Divergenzen und das Risiko der Mutigen, sich kleinen und großen Systemen der Unterdrückung zu widersetzen. Vollzog Mitchells Buchvorlage diese Anknüpfung über Dokumente oder Erinnerungen, bedienen sich die Regisseure eines ganz besonderen Kniffs: Sie lassen die stargespickte Besetzung in einer Vielzahl verschiedener Rollen auftreten.

Dabei wird „Matrix“-Bösewicht Hugo Weaving als Mietmörder, weibliche (!) Altenheimaufsicht oder Endzeit-Teufel übergreifend zur Personifizierung des Bösen. Gleiches gilt für Hugh Grant („About a Boy“), der als Atomkraftwerksleiter oder Endzeit-Kannibale (!) gängigen Rollenbildern widerstrebt. Unterstützt von der famosen Arbeit der Maskenbildner ergibt sich für die Schauspieler, zu denen auch Susan Sarandon („Thelma & Louise“) und James D‘Arcy („Hitchcock“) zählen, die Möglichkeit, verschiedene Facetten ihres Könnens zu zeigen. Das wirkt mitunter etwas überzogen (man beachte die Akzente von Hanks im Original), in der Tonalität aber ambivalent und durchweg fesselnd. Anstrengend, überlang und dezent überfrachtet ist das sicher, vor allem aber bildgewaltig, vielschichtig und klug. Ein echtes Erlebnis – nur eben nicht für die Blockbuster-Fraktion.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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