Clerks 2 (USA 2006)

clerks-2„Sometimes I get the feeling the world kind of left us behind a long time ago.“ – Randal

Mit „Clerks“ leistete der seinerzeit 25-jährige Kioskjobber Kevin Smith sein Scherflein zum Wiedererstarken des Independentfilms. Sein 30.000 Dollar teures Regiedebüt war rotzig, frech und in seiner schwarz-weißen Aufmachung so konsequent gegen den Strich des Hollywood-Glamours gebürstet, dass dem jungen Wilden eine glänzende Karriere bescheinigt wurde. Auf seine Art hat Smith diese Stimmen bestätigt, auf eine andere entpuppte er sich bei aller Sympathie als Enttäuschung. Seine Werke wurden nicht erwachsen, sondern zusehends alberner. Zumindest „Chasing Amy“ und „Jersey Girl“ zeugten von einem Reifeprozess, der Melancholie und Sprachwitz ungeachtet derber Zoten in Einklang zu bringen verstand. Aber da war noch „Jay und Silent Bob schlagen zurück“, der Smiths Grenzen aufzeigte und ihn endgültig seines mühsam aufrecht erhaltenen Niveaus beraubte.

Dreizehn Jahre und fünf Filme später kehrt der Filmemacher zu den Ladenhütern aus „Clerks“ zurück. Das Budget ist merklich gestiegen, mit fünf Millionen Dollar aber noch immer auffällig weit vom zeitgenössischen US-Standard entfernt. Die Wurzeln seines Oeuvres hat Smith nicht nur in einer Trickfilmserie gepflegt, zum zehnjährigen Jubiläum spendierte er sich und dem Publikum auch ein umfassendes Drei-DVD-Set. Dies enthielt eine alternative Version seines Erstlings, die das ursprünglich geplante Ende zeigte. Diesem zufolge wurde Dante Hicks (Brian O´Halloran, „Mallrats“) am Ende des aufreibenden Arbeitstags erschossen. Obwohl die tragische Variante zurecht ins Archiv, oder eben das Bonusmaterial verwiesen wurde, wäre eine Fortsetzung damit undenkbar gewesen. Ob das nun Fluch oder Segen darstellt, muss jeder Zuschauer mit sich selbst verhandeln. Fest jedoch steht, dass der Regisseur auch mit „Clerks II“ nicht zu alter Form zurückfindet.

Viel verändert hat sich seit dem Original nicht: Dante und sein Freund Randal (Jeff Anderson, „Dogma“) verdingen sich noch immer als Kleinverdiener, seit der Quick Stop einem Feuer zum Opfer fiel jedoch in der fiktiven Fast Food-Welt von Mooby’s. Dort philosophieren sie, beizeiten unterstützt von ihrer smarten Chefin Becky (Rosario Dawson, „Sin City“), über Gott und die (Film-)Welt, bis Dante irgendwann den Abschied verkündet. Er und seine Verlobte Emma (Smiths Gattin Jennifer Schwalbach) wollen nach Florida ziehen und heiraten. Dass der geplante Aufbruch ins Chaos stürzt, bleibt absehbar. Doch erfassen die aufziehenden Probleme nicht nur die Protagonisten, sondern auch den narrativen Rahmen. Zwischen als Höhepunkt verkaufter Sodomie und der Wiederkäuung unflätiger Dialogformen bemüht sich Smith um ernsthafte Zwischentöne. Die aber wirken in ihrer schlussendlichen Moralvorstellung nicht nur prüde, sie passen auch einfach nicht zu den humoristisch überzogenen Pennälerstreichen. Eine Gratwanderung, die Smith beim Soundtrack wiederholt trefflicher gelingt.

Der späte Nachklapp vermag nicht aus dem Schatten seines Vorgängers herauszutreten. Er funktioniert immer dann, wenn er über die eigene Vergangenheit referiert, Verweise streut oder obligate Randdarsteller wie Ben Affleck, Jason Lee oder Ethan Suplee auffährt. Eigene Standbeine verschafft er sich nicht. Zu viel der Sympathie und des Charmes werden schlicht als gegeben deklariert, was gerade das kaum beachtenswerte Wiedersehen mit den Kunstfiguren Jay und Silent Bob (Jason Mewes und Regisseur Smith) unterstreicht. Auf Darstellerseite sticht Rosario Dawson hervor, der es tatsächlich gelingt, frischen Wind in das bekannte Geschehen zu bringen. Daneben aber verpufft die desillusionierte Jugendkultur in der bloßen Wiederholung. Die mag jetzt zwar bunt sein, origineller wird sie dadurch jedoch nicht. Vielleicht sollte auch Smith mit dem Gedanken spielen, New Jersey endlich den Rücken zu kehren. Seinem Schaffen kann dies auf Dauer nur gut tun.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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