Candyman’s Fluch (USA 1992)

candymansfluch„Be my victim.“ – Mörderischer Geist mit Manieren: Der Candyman

Der Name Clive Barker steht, mehr noch als der des Schriftstellerkollegen Stephen King, für innovativen Horror jenseits des Mainstream. Zwar wurden weit mehr Werke Kings verfilmt (nicht wenige gleich mehrfach), die überschaubare Zahl der nach Barkers Romanen oder Kurzgeschichten entstandenen Filmproduktionen überragen das Gros der King-Adaptionen qualitativ jedoch deutlich. Dafür trug er selbst Sorge, als Regisseur des modernen Genreklassikers „Hellraiser“ sowie als Produzent verschiedener Verfilmungen des eigenen Oeuvres.

Eine davon ist der auf seiner Short Story „The Forbidden“ basierende Schocker „Candyman’s Fluch“. Der mutet an wie eine klassische Geistergeschichte und bedient sich der Anlehnung an urbane Legenden (siehe Bloody Mary). Dank sehenswerter Hauptdarsteller, schleichender Entwicklung und suggestiver Spannung wächst sich die lange subtil ihre Reize ausspielende Geschichte zu einem zunehmend blutigen und nervenzerrenden Horrortrip aus. Ohne einprägsame Schauergestalt, die dem Ganzen ihren eigentümlichen Stempel aufdrücken würde, könnte die Idee allerdings unmöglich aufgehen. Doch der titelgebende Candyman ist ein übernatürlicher Nachtalp von Format.

Als Portraitmaler war der Sohn eines Sklaven im ausgehenden 19. Jahrhundert geachtet. Weil er sich aber mit der Tochter eines einflussreichen Weißen einließ, veranlasste der sein qualvolles Ableben. Die rechte Hand wurde ihm abgehackt, in den Stumpf ein Metallhaken gerammt und ein Schwarm wütender Bienen auf ihn gehetzt, die ihn schließlich zu Tode stachen. Für Tony Todd („The Crow“), der über zwei Fortsetzungen zu einer relativen Ikone des Horrors reifen sollte, bedeutete die Rolle den Durchbruch. Sein blutiges Werk verrichtet der Candyman, sobald jemand vor dem Spiegel fünfmal seinen Namen ruft. Zumindest will es die Legende so.

Mit der befasst sich zu Studienzwecken Helen Lyle (klasse: Virginia Madsen, „Sideways“), deren Mann Trevor (Xander Berkeley, „Amistad“) an der Universität von Illinois unterrichtet. Bei ihrer Recherche geht sie der Geistergeschichte im Elends-Viertel nach, wo sich der Aberglaube manifestiert hat und von Regisseur und Autor Bernard Rose („Mr. Nice“) in erhaben düsteren Bildern ausgebreitet wird. Nach schleichendem Vorlauf nimmt das Grauen bald Gestalt an, wobei lange offen bleibt, ob die dem Wahnsinn nahe Helen als gespaltene Persönlichkeit nicht selbst zur Mörderin wird. Ihr Schicksal erfüllt sich in einem sehenswerten Finale, ehe der wirkungsvolle Schlusspunkt den Nährboden für eine weitere urbane Legende bildet. Oft unterschätzt wird dieser höchst effektive Angstmacher somit völlig zu Unrecht.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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