Cabin Fever (USA 2002)

cabinfeverIm Wandel der Moderne fokussiert der Horrorfilm vornehmlich auf eine bewusste Fusion inszenatorischer Wesenszüge der Neuzeit mit Stilismen der ausgehenden 70er. Vom Pfade der ausgereizten Trenderscheinung des Teen-Slasher zunehmend abweichend, zeigen sich immer mehr Projekte um die Regression einschlägiger Schemata an ihren rüden, beinahe semidokumentarischen Ursprung bemüht. Neben Marcus Nispels erfolgreicher Aufbereitung des Klassikers „Texas Chainsaw Massacre“ zollte in der vergangenen Kinosaison vor allem Rob Zombies „House of 1000 Corpses“ wegweisenden Filmemachern des Schlages Tobe Hooper oder Wes Craven Tribut.

Einer der jüngsten Vertreter dieser Gattung, Eli Roths wahnwitziger Low-Budget-Schocker „Cabin Fever“, vollbringt das bemerkenswerte Kunststück, sich dieser Entwicklung unterzuordnen und gleichzeitig mit selbiger zu brechen.Gewürzt mit obskurem, oftmals groteskem Humor nimmt der aufstrebende Regisseur bereits mit seinem beachtlichen Erstling eine individualistische Nische im verzweigten Gewölbe des Genres in Beschlag und erweist sich in diesem Sinne gar als heimlicher Hoffnungsträger des fantastischen Films.

Abseits von Schulstress und Alltagssorgen wollen die fünf College-Absolventen Paul (Rider Strong, „Boy meets World“), Marcy (Cerina Vincent, „Not another Teen Movie“), Jeff (Joey Kern, „Super Troopers“), Karen (Jordan Ladd, „Never been Kissed“) und Bert (James DeBello, „Detroit Rock City“) ein paar launige Tage in einer abgelegenen Hütte verbringen. Doch können die partywütigen Urlauber nicht vorausahnen, dass sie die Realität in all ihrer Grausamkeit einholen und Leid und Verderben über ihre Körper treiben wird. Den Auftakt unheimlicher Geschehnisse markiert der Versuch einer entstellten Gestalt, am ersten Abend den Pick-Up-Truck der Gruppe zu entwenden. Nur auf Kosten der Fahrtüchtigkeit ihres Gefährtes gelingt es den Freunden, den Eindringling zu vertreiben.

Am Tage darauf erkrankt Karen unvermittelt an einem unbekannten Virus, der ihre Haut in blutigen Blasen aufzulösen scheint. Erschrocken und gezeichnet von der Angst sich anzustecken, sperren die anderen sie in einen nahegelegenen Schuppen. Während die Zeit der Beratung über weitere Vorgehensweisen verstreicht, infiltrieren Misstrauen und Panik die Gruppe. Jeder könnte der nächste sein, jeder könnte sich bereits mit den fleischfressenden Bakterien infiziert haben. Aus dem Kampf gegen die mysteriöse Krankheit wird bald darauf ein Kampf der Freunde gegeneinander. Um die eigene Haut zu retten, ist den Beteiligten schließlich jedes Mittel recht.

„Cabin Fever“ geht im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut! Das Regiedebüt des als Co-Autor, Produzent und Darsteller fungierenden Filmemachers Eli Roth erweist sich als hochgradig amüsante Verkettung bluttriefender Schockmomente und absurder Comic-Modalitäten. Die anfängliche Farblosigkeit der Figuren entpuppt sich als schiere Parodie eindimensionaler Handlungsträger und lässt die unverbrauchte Darstellerriege in voller Gänze auftrumpfen. Zwar bremst die groteske Note des Films eine beständig aufkeimende Atmosphäre vorwiegend aus, doch schöpft der Streifen seinen individuellen Reiz allein aus der steten Gewährleistung schwarzhumoriger Additive. Die mit Blut wahrlich nicht geizenden Spezialeffekte geraten bei fortschreitender Spielzeit merklich in den Mittelpunkt des Geschehens und wissen das verschwindend geringe Budget von knapp 1,5 Millionen Dollar vortrefflich zu kaschieren.

Im Bezug auf die technische Umsetzung des makabren Stoffes muss „Cabin Fever“ den Vergleich mit artverwandten, zumeist auf weitaus größerem finanziellen Fundament fußenden Produktionen zu keinem Zeitpunkt scheuen. So ist der von Meisterregisseur David Lynch unterstützte Streifen eine augenzwinkernde Ode an das Wahnsinn atmende Terrorkino der Vergangenheit, ein Film von eingefleischten Fans für eingefleischte Fans. In geistiger Anlehnung an Sam Raimis „Evil Dead“ und allen voran John Carpenters „The Thing“ entfesselt Roth einen rasanten wie kurzweiligen Albtraum, der seinen irrwitzigen Ausklang in einer schieren Fülle sarkastischer Pointen findet. Allerdings sollte ein bitterer Beigeschmack jegliches im Kinosaal wiederhallende Lachen einhellig begleiten, basiert der hier aufgezeigte Krankheitsverlauf doch auf der nekrotisierenden Fasciitis, einem wahrhaftig existierenden fleischfressenden Bakterium.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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