Bronson (GB 2009)

bronson„Inside I’m someone nobody wants to fuck with.“ – Bronson

Wer in den Siebzigern per Künstlernamen auf einen Hollywood-Star verweisen wollte, der kam um Charles Bronson kaum herum. Zumindest dann nicht, wenn es ihm um den Respekt zwielichtiger Milieus ging. Michael Peterson, Großbritanniens vielleicht berüchtigtster Gefängnisinsasse, verfügte bereits über einen gewissen Ruf, als er sich mit dem Namen des „Death Wish“-Mimen zu schmücken begann. Mit 19 überfällt er, eine abgesägte Schrotflinte im Anschlag, ein Postamt. Kurz darauf sitzt er im Knast. Bis auf wenige Jahre in Freiheit wird der Strafvollzug zum Dauerzustand.

Doch Englands trostlose, heruntergekommene Haftanstalten kommen Charlie vor wie Pensionen. Über die Zeit schärft er dort, wie er selbst sagt, seine Zähne. Seit der frühen Kindheit brodelt diese unbändige Wut in ihm. Also verprügelt er Mitschüler, Lehrer, später Polizisten. Er will berühmt werden und der Weg der Gewalt scheint ihm das probateste Mittel. Der Ruhm aber will schmerzvoll verdient sein und die Schule des kontinuierlichen Abhärtens führt ihn, neben wechselnden Gefängnissen, auch über geschlossene Abteilungen, wo er mit Medikamenten und Beruhigungsmitteln vollgepumpt wird.

Es sind zwei wesentliche Aspekte, die „Bronson“ zum ebenso genialen wie außergewöhnlichen Filmerlebnis machen. Einmal ist da die erfrischend ungeschliffene Inszenierung Nicolas Winding Refns, Regisseur der „Pusher“-Trilogie, die den desillusionierten, mitunter erschütternd authentischen Look in beeindruckender Manier an die Siebziger anlehnt. Und dann ist da der wie entfesselt spielende Tom Hardy (einst schmächtiger Fiesling in „Star Trek: Nemesis“), der den hünenhaften Masochisten mit selten erlebter Intensität verkörpert.

Man könnte Parallelen zum thematisch ähnlich gelagerten „Chopper“ ziehen, würde der Einzigartigkeit des Hooligan Bronson damit aber kaum gerecht. Der erzählt seine Geschichte in kunstvollen Ausschweifungen selbst, auf einer Theaterbühne, direkt ans Publikum gewandt. Diese surreale, durch Kostüme und Schminke zusätzlich ins groteske driftende Ein-Mann-Show steigert den Unterhaltungswert ungemein, ignoriert jedoch nie die Tragik eines verpfuschten Lebens. Wie sein Hauptcharakter verweigert sich auch Refn dem Willen eines Statements. In einer selbst heraufbeschworenen Welt, in der der Alltag einzig aus Aufruhr und brutalen Schlägereien besteht, bedarf es einer Wertung aber ohnehin nicht mehr.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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