Black Christmas (USA 1974)

black-christmas-1974Weihnachten, Zeit der Besinnlichkeit, familiärer Eintracht und des kollektiven Frohsinns. Einer der ersten Filmemacher, die dies Klischee mit Blut besudelten, ist Bob Clark. Der von ihm erdachte und inszenierte Horror-Thriller „Black Christmas“ (deutscher Titel: „Jessy – Treppe in den Tod“) nahm 1974, vier Jahre vor John Carpenters Klassiker „Halloween“, den Slasher vorweg und bringt einen psychopathischen Mörder mit ausgiebigem Einsatz subjektiver Kamera über eine Studentinnen-Verbindung. Nach heutiger Maßgabe mag das langatmig und unspektakulär erscheinen, doch spielen die Macher die Reize des unberechenbaren Storyverlaufs stimmungsvoll aus.

Clark, der neben dem reflexiven Zombie-Drama „Dead of Night“ auch die Teenie-Posse „Porky’s“ drehte, gibt dem Killer weder Gesicht noch Hintergrund. Bereits zum Auftakt verschafft sich der Wahnsinnige Zutritt zum Dachboden des eingeschneiten Verbindungshauses und findet in Clare (Lynne Griffin) bald sein erstes Opfer. Kurz vor Weihnachten sind die jungen Frauen – unter ihnen auch Margot Kidder, die Lois Lane aus den ersten vier „Superman“-Kinofilmen – entweder schon bei ihren Familien oder bereiten sich auf die Abreise vor, so dass das Verschwinden der Toten anfangs nicht einmal auffällt.

Traditionell feiern die noch verbliebenen Studentinnen mit der versoffenen Hausmutter Mrs. MacHenry (Marian Waldman) in kleiner Runde Weihnachten vor. Durch obszöne Anrufe, die in eröffnender Tradition von „Unbekannter Anrufer“ aus dem oberen Stockwerk kommen, und das Auftauchen von Mr. Harrison (James Edmond), Clares besorgtem Vater, wird die Verbindung aber bald in Unruhe versetzt. Die erst untätige Campus-Polizei, koordiniert von Lt. Fuller (John Saxon, „A Nightmare on Elm Street“), begibt sich auf die Suche nach der Verschwundenen. Doch sitzt die erdrosselt mit einer Tüte über dem Kopf im Schaukelstuhl auf dem Dachboden.

Der gelungene Vorgriff auf eines der populärsten Sub-Genres des modernen Horrorfilms konzentriert sich stark auf die Ausprägung der Figuren und deutet neben dem Täter auch die Morde lediglich an. Als Vorreiter des später unablässigen ´Final Girl´ fungiert Jessy (Olivia Hussey), die sich wegen der ungewollten Schwangerschaft mit Freund Peter (Keir Dullea, „2001: Odyssee im Weltraum“) überwirft und ihn schlussendlich gar für den Killer hält. Aus dem ironischen Spiel mit zeitgeistlichen Strömungen und dem bösen finalen Twist schöpft der Film seine nachhaltige Wirkung. Für Genrefans und Festtagsmuffel ist der heimliche Klassiker damit gleichermaßen eine sichere Bank!

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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