Bitume – Lolch (2010, Rookie Records)

bitume-lolchBesingen BITUME nun das Lolch (Weidelgras) oder den Lolch? Und wenn letzteres der Fall sein sollte, was zum Geier ist der Lolch? Das nach ihm benannte fünfte Album der Oldenburger gibt tatsächlich Auskunft. Die finale Nummer „Lolch 5“ (Vorgänger finden sich auf den Platten „Wahlwiederholung“ und „Gut im Trend“) verortet ihn als mystisches Wesen, dessen Erscheinen auf schicksalhafte Lebenswendungen hindeutet. Derart verschwurbelt gibt sich die Band sonst glücklicherweise nicht.

Frei von plumpen Parolen entsprechen die cleveren Texte auch diesmal eloquenten Fingerzeigen auf die Verfehlungen des Zeitgeistes. Der pfeilschnelle Auftakt „Es regnet Scheiße“ macht rasch deutlich, dass sich die Niedersachsen wieder mehr der Gangart des Punk-Rock öffnen. Die auf „Gut im Trend“ im Sinne des Indie eingeführte melodische Verspieltheit ist im Detail zwar erhalten geblieben („Einer von vielen“), in der Hauptsache regieren aber gesteigertes Tempo und Hymnenhaftigkeit („S.O.S“).

Automatisch griffig sind die 13 Nummern darum aber nicht. Vor der Party will die Musik erst durchdrungen werden. Spaßpotential ist zweifelsfrei ausreichend gegeben, nur steht dies nicht an der Spitze – und würde den songschreiberischen Qualitäten des Vierers auch nicht gerecht werden. Punk aus dem Hause BITUME ist modern, herzlich und bei aller Eingängigkeit auch ein bisschen verkopft. Diese stets packende Mischung lässt sie das oft überraschungsfreie Einerlei des Genres überstrahlen. Darum ist „Lolch“ auch nicht Pflanze oder Sagengestalt, sondern allen voran eine verdammt gute Platte!

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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