Billy Talent – Dead Silence (2012, Warner)

billy-talent-dead-silenceNicht wenige Fans des großartigen selbstbetitelten Erstlings hatten BILLY TALENT spätestens mit dem dritten Album „III“ abgeschrieben. Die Entwicklung wies unaufhaltsam in Richtung massentauglichen Stadion-(Punk-)Rocks, woran erst einmal nichts Verwerfliches zu finden ist. Wäre da nicht dieser Muff des kalkulierten Ausverkaufs, der erschreckend einfallslosen und überhaupt ziemlich banalen Auskopplungen wie „Fallen Leaves“ fortwährend anhaftete. Das titulierende Spiel mit den fortlaufenden römischen Ziffern hat auf dem vierten Langspieler ein Ende. Werten wir es als gutes Omen für die Zukunft und eine Abkehr vom allzu simplen Kommerz-Alternative.

Tatsächlich ist „Dead Silence“ das stärkste Output der Kanadier seit besagtem Debüt von 2003. Die erste Vorab-Single „Viking Death March“ stimmte immerhin neugierig, das nachgelegte „Surprise Surprise“ durfte schon mal als erste (positive) Überraschung gewertet werden. Natürlich lehnen sich die Kanadier nicht so weit aus dem Fenster, als dass ihr Sound generalüberholt daherkommen würde. Aber, auch das zeigt erwähnte zweite Single, BILLY TALENT sind wieder gewillt ihren Horizont zu erweitern. Im Detail vor allem in Richtung Rock n‘ Roll, wie auch am wuchtigen „Man Alive!“ (oder „Runnin‘ Across the Tracks“) zu ersehen ist.

In der Summe beschreitet die Band trotz bisweilen deutlicher Fokussierung auf den Gesang schlicht nicht länger den Weg des geringsten Widerstands. Vielleicht liegt es daran, dass der Vierer in ein eigenes Tonstudio investiert hat und Gitarrist und Co-Sänger Ian D’Sa als Produzent fungierte. Aber was letztlich auch den Ausschlag geben mag, BILLY TALENT machen wieder Spaß. Dabei folgen sie bisweilen recht deutlich den Spuren von GREEN DAY und deren Rezept episch gefärbter musikalischer Massenekstase. Unterm Strich vermag „Dead Silence“, das mit „Don’t Count on the Wicked“ auch wieder Bezug auf die MS-Erkrankung von Drummer Aaron Solowoniuks nimmt, also auch solche Publikumskreise versöhnlich zu stimmen, die den Bezug zu den Chartstürmern längst verloren hatten.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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