Anti-Flag – The Bright Lights of America (2008, RCA)

anti-flag-the-bright-lights-of-americaEs ist viel passiert seit dem Major-Debüt „For Blood and Empire“. Nicht nur Gutes, man mag nur mit Schrecken an die Geschehnisse um die Familientragödie von Chris #2 zurückdenken, dessen Schwester Anfang 2007 erschossen wurde. Insofern war ein wenig davon auszugehen, dass dies u.a. den Sound von ANTI-FLAG beeinflussen könnte. Dies hat es sicherlich auch getan, nur nicht so, wie man es unter Umständen erwartet hätte. Einen düsteren Anstrich haben sich die Jungs für ihr bereits siebtes Album nicht verpasst, stattdessen setzt man in größerem Umfang auf Abwechslung und Vielfalt. Dies wurde bereits mit dem Vorgänger deutlich, doch auf „The Bright Lights of America“ wird dieser Weg noch konsequenter fortgeführt.

Dies wird auch in der Wahl ihres Produzenten deutlich, denn Tony Visconti – der schon mit T-REX, DAVID BOWIE und MORRISSEY arbeitete – dürfte grundsätzlich nicht als erste Wahl gelten, wenn es um politischen Punkrock geht. Dessen Einfluss ist sicherlich spür- und hörbar. Gewohnte Klänge setzt es erst einmal mit dem Albumtitel, gleichzeitig Opener des neuen Studiowerks der Band aus Pittsburgh. „The Bright Lights of America“ verkörpert wie vielleicht kein anderes Stück dieses Albums den Singalong-Charakter, der ANTI-FLAG gerade in den letzten Jahren so immens beliebt gemacht hat. Die Stimme von Sänger Justin Sane wirkt noch klarer, vom leicht schrägen Gesang aus der Anfangszeit ist endgültig nichts mehr zu hören. Richtig schnelle Nummern hat das Quartett ziemlich komplett aus dem Repertoire gestrichen, der vielleicht schnellste und heftigste kommt in Form von „Spit in the Face“ erst recht spät.

Häufig bewegen sich ANTI-FLAG im Midtempo-Bereich, oder knapp darüber. Dies hat grundsätzlich keinen Einfluss auf die Hitlastigkeit eines Albums, doch gerade diese darf hier und jetzt etwas vermisst werden. Auf allzu große Experimente setzt man dabei nicht einmal, Bläser waren auch schon auf dem Vorgänger zu hören, ein Piano kann auch nicht unbedingt als Quantensprung bezeichnet werden. Man wagt kleinere Experimente, ordnet ihnen den eigenen Sound allerdings nie unter. Auch wenn es schwer fällt bei einer Band wie ANTI-FLAG von Mittelmaß zu sprechen, so sind Stücke wie das ruhige „Go West“ oder „Vices“ doch als solches zu bezeichnen. Die Anzahl durchwachsener Songs ist diesmal einfach etwas höher als sonst, ohne aber dies an diesem oder jenem festmachen zu wollen. Einige Hits hat „Bright Lights of America“ zu bieten, an die großartigen letzten Alben kommen ANTI-FLAG letztlich nicht heran.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

 

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