Ant-Man (USA 2015)

ant-man„I think we should call the Avengers!“ – Ratlos: Scott Lang

Marvels Superheldenkosmos wird auf der großen Leinwand mit beachtlichem Kalkül zu einem eng verzahnten Geflecht verwoben. Neue Streiter für das Gute werden dabei nicht einfach autonom eingeführt, sondern als anspielungsreich umgarnte Mosaiksteine in ein viel größeres Bildnis integriert. Teil dieser kommerziell ertragreichen Strategie sind Gastauftritte anderer Helden und Schurken, die Querverbindungen zwischen den verschiedenen Franchises herstellen. So auch bei „Ant-Man“, dem kleinsten der modernen Weltenretter. Der prallt in einer überflüssigen Zwischenepisode auf Falcon (Anthony Mackie) und wird in der standesgemäßen Szene nach dem Abspann gar für Captain Americas (Chris Evans) „Civil War“ ins Gespräch gebracht.

Der Miniatur-Retter geht, wie sollte es anders sein, auf Comic-Koryphäe Stan Lee zurück. Der absolviert auch diesmal den obligatorischen Cameo-Auftritt und hilft Regisseur Peyton Reed („Trennung mit Hindernissen“) an der Peripherie, den Fans das erhoffte Augenfutter zu bieten. Ein erneut exzellentes Gespür bewies das Produzentengespann um Kevin Feige („Guardians of the Galaxy“), zu dem auch Co-Autor Edgar Wright („Hot Fuzz“) zählt, mit der Besetzung. Denn als Hauptdarsteller konnte mit Paul Rudd („Trauzeuge gesucht!“) ein bekannter (Komödien-)Mime verpflichtet werden, der – wie einst Robert Downey Jr. in „Iron Man“ – dem eingefleischten Blockbuster-Publikum aber kein fester Begriff ist. Die Erschaffung eines Helden ist also auch die eines Stars. Die Akzeptanz des Publikums ist schließlich kein Selbstläufer.

Aber Rudd überzeugt als frisch aus dem Knast entlassener Einbrecher Scott Lang mit Charme und Sympathie. Ein wenig dick aufgetragen wirkt lediglich das durch seinen Lebensweg belastete Verhältnis zur kleinen Tochter (Abby Ryder Fortson). Als der Versuch scheitert, dem Leben als Krimineller abzuschwören, lässt sich Scott von seinen Mitbewohnern (u.a. Michael Peña, „End of Watch“) zu einem weiteren Coup überreden. Im Keller eines unscheinbaren Hauses soll er einen Tresor knacken. Für den versierten Dieb kein Problem, nur entpuppt sich die Beute als seltsamer Ganzkörperanzug, der seinen Träger auf Knopfdruck auf Ameisengröße schrumpft. Für die Produktionsdesigner und Tricktüftler bedeutet das zahlreiche Möglichkeiten, ihrem visuellen Einfallsreichtum freien Lauf zu lassen.

Darunter leidet die Geschichte, die der sonst gern bemühten Bedrohung der Welt einen Konkurrenzkampf zweier Wissenschaftler und Duelle in Labor oder Kinderzimmer entgegenstellt. Der beträchtliche Unterhaltungswert und ansehnliche Nebendarsteller – neben den Marvel-erprobten Hayley Atwell („Captain America“) und John Slattery („Iron Man 2“) ist auch Wood Harris („The Wire“) mit von der Partie – bügeln dieses Manko aber gekonnt aus. Alt-Star Michael Douglas („Liberace“) spielt Dr. Hank Pym, den Erfinder jenes Ant-Man-Anzugs. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die militärische Nutzung seiner Entdeckung um jeden Preis zu verhindern. Novize Darren Cross (Corey Stoll, „The Strain“) sah das anders und übernahm das von Pym gegründete Forschungsunternehmen mit Hilfe von dessen Tochter Hope (Evangeline Lilly, „Der Hobbit“). Da Cross dem Geheimnis geschrumpfter Lebewesen gefährlich nahe kommt, setzt Pym auf die Hilfe Scotts.

Der avanciert, unterstützt von der reuigen Hope, zum Helden wider Willen und muss erst lernen, per Spezialhelm ein hilfreiches Ameisenvolk zu dirigieren und durch Schlüssellöcher zu springen. Neben Cross bringt ihn jedoch auch der aufrechte Polizist Paxton (Bobby Cannavale, „Boardwalk Empire“) in Bedrängnis, der neue Mann seiner Ex-Frau Maggie (Judy Greer, „Jurassic World“). Die Konflikte bleiben dramaturgisch altbacken, die Geburt des „Ant-Man“ insgesamt unspektakulärer als andere Comic-Verfilmungen. Nur stört das nicht weiter, da neben den munteren Darstellern vor allem die Extraportion Humor (Höhepunkt bleibt die Entgleisung der Spielzeugeisenbahn) jede Kritik entwaffnet. Im Gegensatz zu den meisten artverwandten Blockbustern kommt es hier nämlich ausnahmsweise nicht auf die Größe an.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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