America 3000 (USA 1986)

america3000„Ihre Herrscherin, die Tiara, hat ziemlich geile Augen bekommen bei der Überlegung, was sie wohl mit uns anstellen würde. Man musste nicht besonders klug sein, um zu merken, dass das ziemlich neggy ausgehen würde. Das bedeutet absolut beschissen.“ – auch im Off ein Held: Gruss

Wer glaubt, nur die Italiener hätten sich an tollkühnen Endzeit-Rip-Offs versucht, der irrt. Denn auch das namhafte Cannon-Studio um das Produzentengespann Golan/Globus („Missing in Action“) imitierte nach dem großen Knall die Barbarei. Mit dabei natürlich der einleitende Erzähler, der uns in die Welt des gestrigen übermorgen und die Herrschaft der Amazonen einführt. Männer nämlich haben in „America 3000“ erst einmal wenig zu lachen – sofern sie nicht vor dem Bildschirm sitzen und sich ob des groben Unfugs Krater in die Schenkel klopfen.

Amüsieren dürfen sich bei diesem hirnverbrannten Sci-Fi-Heuler also nicht nur Emma-Redakteurinnen, auch Freunde des ganz schlechten Geschmacks kommen bei der einzigen Regiearbeit von „Death Wish II“-Autor David Engelbach voll auf ihre Kosten. Nach dem Überblick des kleinen Gruss (in der erwachsenen Version gespielt von William Wallace, „Night Hunter“), der auch aktiv ins Geschehen eingreifen darf, eröffnet sich gleich die Selektion der Herrscherinnen. Eingefangene Männer werden versklavt und entweder zu Machos (Arbeiter) oder Besamern degradiert.

„Ich bin ein Mann. Kein Macho. Kein Spielzeug.“ – Corvis
„Besamer!?“ – Vina
„Ein Mann.“ – Corvis

Zwischen Hard-Rock, Geröllwüstenpanorama und Fell-Leibchen gelingt Gruss mit Kumpel Korvis (Chuck Wagner, „Automan“) die Flucht. In der radioaktiv verstrahlten Zone (ohne geht es schließlich nicht) beziehen sie die Ruinen einer Militärbasis und gedeihen abseits des weiblichen Jochs prächtig. Aber auch bei den Frauen bewegt sich was, nämlich der Machtkampf zwischen der durchtriebenen Lakella (Victoria Barrett, „Heiße Ferien“) und ihrer besonnenen Schwester Vina (Laurene Landon, „Maniac Cop“), die nach dem Tod der Mutter zur Tiara wurde – und sich strikt weigert, den männlichen Aufstand brutal niederzuschlagen.

Durch die Legende vom Präsidenten (und den Fund seines Strahlenschutzbunkers) avanciert Korvis zum vermittelnden Heilsbringer. In Vina darf er sich auch noch vergucken, was dank Lakellas intrigantem Wesen auf die Ausmaße einer griechischen Tragödie zusteuert. Aber mit treuen Gefährten und dem haarigen Monster Aargh der Schreckliche (!), dessen artikulative Fähigkeiten sich auf das brüllen seines Namens (oder ähnlich geartete Laute) beschränken, steht einem Happy End nichts im Wege. Den Film als satirischen Gegenwurf zur Reagan-Arä deuten zu wollen, wäre des Wohlwollens deutlich zu viel. Als tolldreister Nonsens hat „America 3000“ aber auch bis zum nächsten Millennium seine Daseinsberechtigung.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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