Alarmstufe: Rot (USA 1992)

alarmstuferotEs begab sich aber zu der Zeit, als Steven Seagal tatsächlich der ersten Garnitur von Hollywoods Actionstars zugehörig war, dass auch er den Fußstapfen Bruce Willis‘ folgte. „Alarmstufe: Rot“, der mit Abstand erfolgreichste Film mit seiner Beteiligung, variiert das oft bediente „Stirb langsam“-Schema und lädt den mimischen Grobmotoriker zum Großreinemachen auf einem von Terroristen gekaperten Kriegsschiff ein. Mit dem üblichen Rundumschlag aus kerniger Gewalt und verrenkten Gliedern, dafür mit einer erstaunlichen Prise Selbstironie. Die jedoch verteilt Regie-Routinier Andrew Davis, der auch das Seagal-Debüt „Nico“ inszenierte, in breiter Dosis auf die Rädelsführer Tommy Lee Jones („Auf der Flucht“) und Gary Busey („Soldier“), die dem eigentlichen Hauptdarsteller glatt die Schau stehlen.

Seagal ist Casey Ryback, kampfeserprobter Koch an Bord der USS Missouri. Der alte Kreuzer soll ausrangiert werden, was der gestrenge Offizier (Busey) für die Planung eines rauschenden Festes zu Ehren des Kapitäns nutzt. Die dafür angeheuerte Band um Leadsinger William Stranix (Jones) aber verfolgt andere Ziele als die Unterhaltung der Mannschaft. Mit vorgehaltenen Waffen übernehmen sie das Kommando und schicken sich an, die an Bord befindlichen Marschflugkörper für ihre Zwecke einzuspannen. Nur den aufmüpfigen Smutje haben die skrupellosen Gangster nicht auf dem Schirm. Das jedoch ändert sich schlagartig, als Ryback mit gebotener Härte beginnt die Reihen der Gegner zu lichten.

Ex-„Baywatch“-Nixe Erika Eleniak ist das dralle Dummchen an der Seite des strammen Recken. Nachdem sie barbusig einer Torte entstiegen ist, obliegt ihr der moralische Beistand und die Unterstützung des unerschrockenen Widerständlers. Dass der in bester Rambo-Manier durch das Gesindel pflügt, tötet zwar jede Spannung ab, weiß durch die launige Umsetzung und erstklassige Action aber konstant zu unterhalten. Die üblichen Klischees werden nicht einmal versucht zu umschiffen. Sie sind Teil des Gesamtkonzepts, also gebührt ihnen der feste Stand unumstößlicher Unlogik. Davon unbeirrt weiß Davis diese zu entkräften, indem er die Bösen comichaft umspielt und ihnen durch die erlesene Besetzung schauspielerische Oberhand gewährt.

Hauptdarsteller Seagal, der den rasanten Unfug auch produzierte, macht eine souveräne Figur als Held wider Willen. „Alarmstufe: Rot“ ist sein bester Film, weil die von ihm ansonsten so stoisch repräsentierte Ernsthaftigkeit in den absurden Grundanstrich integriert wird. Er selbst bleibt der unerschütterliche Rammbock mit der Lizenz zum gewaltsamen Töten, präsentiert sich dabei jedoch weit weniger zynisch als gewohnt. Dabei heraus kommt ein explosiver, schwer unterhaltsamer Actionstreifen mit zelebrierter Gewalt und herrlich chargierenden Darstellern. Dafür zwei enthusiastisch erhobene Daumen – wenn diese am Ende auch in schurkischen Augenhöhlen versenkt werden.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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