Alarmstufe: Rot 2 (USA 1995)

alarmstuferot2Ihr Ziel: Das Pentagon. Ihr Preis: Eine Milliarde Dollar. Ihr Problem: Der Koch!

In Zeiten als Haudruff-Hallodri Steven Seagal noch nicht frappierende Ähnlichkeit mit einer polnischen Mastgans aufwies, vermochte die keilende Abrissbirne gar zahlende Zuschauer in die Kinos zu locken. Und weil der vergnügliche „Stirb langsam“-Abklatsch „Alarmstufe: Rot“ international ordentlich Kasse gemacht hatte, wurde Seagal drei Jahre später eine Fortsetzung auf den kernigen Leib geschrieben.

In dieser nimmt Smutje Casey Ryback (Seagal) eine verdiente Auszeit vom Schiffsverkehr und sattelt auf die gute alte Eisenbahn um. Nebst verwaister Nichte Sarah (Katherine Heigl, „Bride of Chucky“) macht sich der verdiente Staatsdiener zur letzten Ruhestätte seines verstorbenen Bruders nach Los Angeles auf. Dumm nur, dass der wahnsinnige Terrorist Dane (Eric Bogosian, „Talk Radio“) zur gleichen Zeit plant, per stibitztem Killersatelliten Amerikas Hauptstadt Washington dem Erdboden gleich zu machen. Um dies zu verhindern soll sich die Regierung ein geringes Entgeld von 1 Milliarde Dollar aus dem vermögenden Ärmel krempeln. Als diese Forderungen untermauerndes Überzeugungsargument kapern die skrupellosen Unholde kurzerhand den luxuriösen Personenzug „Grand Continental“ und bringen die Passagiere – Ryback und Begleitung involviert – in ihre Gewalt. Nur mit der schlagfertigen Gegenwehr von Küchenchef Casey haben die erpresserischen Geiselgangster nicht gerechnet.

Handwerklich routiniert spult „Fortress 2“-Regisseur Geoff Murphy das altbackene Konzept des ‘Lone Ranger’ auf restriktivem Handlungsspielraum herunter. Das der Lack des breitgelatschten Schemas längst abgeplatzt ist, hindert Kampfwurst Steven Seagal („The Foreigner“, „Out for a Kill“) jedoch nicht daran, einmal mehr in (hirn)loser Folge Knochen zu verbiegen und Leben auszulöschen. Das Genrefans trotzdem ihren Spaß am munteren Treiben finden, liegt neben der flotten Inszenierung vor allem an Seagals wiederholter Predigt kommerzieller Menschenverachtung. Denn zimperlich geht es bei „Alarmstufe: Rot 2“ nicht zu, wenn der bewährte Fließbandreißer in der Warmlaufphase auch manche Länge in sich birgt.

Die futuristische Handlung mitsamt seinem integrierten Supersatelliten ist hochgradig bescheuert. Nicht zuletzt, weil neben offenkundigem rumpeln der Bimmelbahn durch die Blue-Box auch schlecht generierte Computereffekte zum Einsatz kommen. Die zwischenzeitliche Destruktion einer asiatischen Fabrikanlage ist übrigens aus verbliebenem Material von Steven Seagals Regiedebüt „Auf brennendem Eis“ zusammengewerkelt worden. Auch das explosive Finale besticht nicht gerade durch ein Feuerwerk fantastischer Ideen. Doch serviert „Alarmstufe: Rot 2“ im Grunde genau das, was eingefleischte Actionfans sehen wollen: Kloppe am Fließband.

Murphy fährt bei der Besetzung schwere Geschütze auf. Neben dem mimischen Graubrot Steven Seagal und „Roswell“-Liebchen Katherine Heigl gibt Charaktermime Eric Bogosian den durchgeknallten Superschurken. Ihm zur Seite steht mit Everett McGill („Lizenz zum töten“) ein Söldnerführer, der Pfefferspray auch gern mal zur Belustigung der Anwesenden zur Erfrischung der Stimmbänder aufträgt. Morris Chestnut („Anacondas“) – der sich Steven Seagal in „Halb tot“ später als Bösewicht entgegenstellen sollte – mimt den drögen afroamerikanischen Sidekick mit Kodderschnauze. Abseits der großen Sause agieren neben Kurtwood Smith („Robocop“) und Dale Dye („Der Soldat James Ryan“) Peter Greene („Die üblichen Verdächtigen“) und Patrick „knallt mich nieder“ Kilpatrick („Last Man Standing“).

Kaum Spannung, wenig Substanz, keine Ideen. Böte „Alarmstufe: Rot 2“ nicht kurzweilige Krawall-Action und beiläufige Brutalitäten auf formal gehobenem Niveau, das stumpfe Seagal-Vehikel wäre wohl eine künstlerische Totgeburt für die Niederungen der Videothek geworden. So wiederum genügt allerorten die Stirn in Runzeln legen und grimmig gucken für gediegene Darstellerleistungen und possierliche Einzeiler („Nobody beats me in the kitchen“ – Ryback. „You have fucked up my coat“ – Penn. “Now this is where the shit really starts to fly.” – Dane). Aus heutiger Sicht zeugt Seagals Ausflug mit dem öffentlichen Personennahverkehr zumindest von glorreicheren Tagen des in B-Gefilde abgestürzten Actionsternchens.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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