Abstürzende Brieftauben – Im Zeichen des Blöden (1989, EMI Electrola)

brieftaubenimzeichenFür viele waren sie die Eintrittskarte in die Welt des Punk, für andere nur peinliche Spaßmacher. Doch die Wurzeln der ABSTÜRZENDEN BRIEFTAUBEN – ein Schelm, der eine Parodie der EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN vermutet – im politischen Part des Untergrunds blieben unverkennbar. Als Mitbegründer des Fun-Punk etablierten Konrad K. und „Micro“ Bogumil eine verschmitzte Perspektive auf Teenager-Rebellion und soziales Außenseitertum. Ihre Texte waren ironisch, absurd und bildeten oft alltägliche Facetten des Heranwachsens ab. Die umstrittenen Intermezzi mit der BRAVO, die ihren Ruf in der linken Szene ruinierten, passten dazu wie die Faust aufs sprichwörtliche Auge.

Nach der Auflösung der ÄRZTE verlangte es die Mainstream-Jugendkultur nach Ersatz. In dieser Phase waren die BRIEFTAUBEN längst nicht die einzige Band, die ihre Popularität über solch weitreichend öffentlichen Kanäle zu steigern wusste, wohl aber die bekannteste. 1989 veröffentlichte das Hannoveraner Duo ihre vierte und vielleicht unterhaltsamste Scheibe: „Im Zeichen des Blöden“. Die darf bis heute als Inbegriff der Kurzweil verstanden werden, wenn Nummern wie „Das Grauen kehrt zurück“, „Was ich nicht mag“, „Betzy Fraitag“, „Du brauchst es“, „Der Kobold“ oder das SEX PISTOLS-Cover „Lonely Boy“ für ebenso großen wie unbeschwerten Spaß – wohlgemerkt abseits gewohnter Phrasendrescherei – sorgen. Musikalisch bedient das zwar einen reduzierten Standard. Aber wer hätte dem (Fun-)Punk je künstlerische Perfektion abverlangt?

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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