A Woman, a Gun and a Noodle Shop (CN 2009)

womangunnoodleshopEigentlich sind Remakes ausländischer Produktionen ja ein Steckenpferd Hollywoods. Dass man die Kunst der Neuverfilmung aber auch anderswo beherrscht, beweisen in loser Folge asiatische Filmschaffende. Beispiele sind „Connected“, chinesischer Nachbau des US-Thrillers „Final Call“, oder die ebenso freie wie skurrile südkoreanische Klassiker-Aufbereitung „The Good, the Bad and the Weird“ – basierend auf Sergio Leones Evergreen „Zwei glorreiche Halunken“. In eine ähnlich verschrobene Kerbe wie der Zweitgenannte schlägt auch „A Woman, a Gun and a Noodle Shop“, mit dem sich „Hero“-Regisseur Zhang Yimou knietief vor den Gebrüdern Coen verneigt.

Die chinesische Variante von „Blood Simple“, dem 1984 gedrehten Debüt Joel und Ethan Coens, feierte ihre Premiere auf der Berlinale 2010. Beim Rennen um den Goldenen Bären geriet der Film zwar ins Hintertreffen, ausreichend Aufmerksamkeit zog er trotzdem auf sich. Denn obwohl die Grundzüge der Geschichte unangetastet blieben, ist Yimous in unbestimmter Vergangenheit angesiedelte Eigeninterpretation eine individualistisch gefärbte Morität, die den Neo-Noir-Charakter des Originals in Richtung eines comichaft überspitzten und bisweilen bonbonbunten Kostümfilms beugt. Und das selbstverständlich mit den für seinen Schöpfer typischen Breitwandbildern.

In der Abgeschiedenheit einer Steinwüste betreibt der vermögende Geschäftsmann Wang (Ni Dahong, „Der Fluch der goldenen Blume“) eine Nudelküche. Seine junge Gemahlin (Yan Ni) ist von dem alternden Tyrannen angewidert, lässt sich mit Koch Li (Xiao Shenyang) ein und ersteht, als ein fahrender persischer Händler einkehrt, eine Pistole, mit der der Gespiel den Gatten töten soll. Doch Wang riecht den Braten und heuert seinerseits den in der Nähe stationierten Soldaten Zhang (Sun Honglei, „Der Mongole“) an, der untreuen Frau samt Nebenbuhler das Lebenslicht auszublasen. Allerdings ist dem Mietmörder einzig am Inhalt von Wangs Tresor gelegen.

Die aus dieser simplen – der Titel des Originals kommt schließlich nicht von ungefähr – Grundkonstellation resultierende Entwicklung erhält durch fatale Missverständnisse eine zunehmend tödliche Eigendynamik und reduziert die Zahl der Protagonisten mit süffisanter Überspitzung. Obwohl Yimou die Thriller-Komponente gerade im Schlussdrittel atmosphärisch stimmig ausarbeitet, regiert doch die eigenwillig ironische Verzerrung von Setting und Figuren. Allein die spielerische und akrobatische Dynamik der Nudelzubereitung ist ein schieres Fest skurrilen Filmschaffens. Es ist gerade diese Abkehr von den Konventionen des westlichen Kinos, die dies wunderbar versponnene Remake zu einem besonderen Filmerlebnis machen. Und das nicht allein für Kenner des Originals!

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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