A Beautiful Mind (USA 2001)

abeautifulmindGenie und Wahnsinn liegen häufig dicht beieinander und was alles daraus werden kann, zeigt uns „Apollo 13″-Regiesseur Ron Howard mehr recht als schlecht in seinem Golden Globe- und Oscar-prämiertem Drama „A Beautiful Mind“. In diesem geht es um die wahre Geschichte von John Forbes Nash Jr. (Russell Crowe, „Gladiator“), einem Mathegenie und Einzelgänger, der im Jahre 1947 sein Studium in Princeton beginnt. Von Beginn an will Nash etwas besonderes leisten und stößt bei seinen Studienfreunden durch sein eigenartiges Auftreten meist auf Unverständnis. So kritzelt er beispielsweise die Fensterscheiben seiner Studentenwohnung mit mathematischen Formeln zu und nur sein stets gut gelaunter Zimmernachbar Charles Herman (Paul Bettany) scheint ein wenig Verständnis für den Sonderling aufzubringen.

Kurz bevor er auf der Uni zu scheitern droht, findet er in einem belanglosen Kneipengespräch die Lösung seiner Probleme. Seine darauffolgende Abschlussarbeit ist gewagt, bringt ihm jedoch den Doktortitel und einen hochdekorierten Job im Verteidigungsministerium ein. Dort verliebt er sich in eine seiner Schülerinnen, die offenherzige und intelligente Alicia (Jennifer Connelly, „Requiem for a Dream“), die er schließlich nach einiger Zeit heiratet. Doch der ganze Stress um John hat Auswirkungen auf sein Leben. So taucht plötzlich der Geheimdienstler Parcher (Ed Harris, „Enemy at the Gates“) auf, für den John Codes entschlüsseln soll, die den Aufenthaltsort einer von Russen eingeschleusten Atombombe preisgeben sollen. John verliert immer mehr den Boden unter den Füßen und auch Alicia kommt nicht mehr an ihren Mann heran. Alles endet darin, dass John in die Psychatrie eingeliefert wird, da er an paranoider Schizophrenie leidet. Nachdem er aus der Klinik entlassen wird, beginnt sein Kampf gegen den Wahnsinn, der sich jedoch über mehrere Jahrzehnte ausdehnen sollte.

Ein ernstes Thema, das Ron Howard hier anpackt und zumindest in der ersten Hälfte auch packend umsetzt, selbst wenn die Geschichte das ein oder andere mal die nötige Tiefe vermissen lässt. So konzentriert sich Howard fast ausschließlich auf die Krankheit von John Nash, lässt dabei aber das mathematische Genie ein wenig außen vor. Dieser Aspekt hätte durchaus ein wenig mehr Beachtung finden können. Auch die Person von Nashs Ehefrau Alicia hätte mehr Einfluß verdient gehabt, so tappt der Zuschauer des öfteren im Dunkeln, wie die Frau überhaupt fühlt und denkt und warum sie sich diesen schwerlichen Weg über die vielen Jahre an der Seite ihres Mannes antut. In der ersten Hälfte wird von den Anfängen Nashs erzählt und wie er langsam aber sicher in seine Krankheit gleitet, deren Auflösung in bester „Fight Club“-Manier gegen Mitte des Films offenbart wird. So sind einige seiner ihm vertrautesten Personen nichts als Einbildungen und alles andere als Real.

Die zweite Hälfte befasst sich mit Umgang und Bewältigung der Krankheit sowie der späten Anerkennung von Nashs Fähigkeiten, die 1994 in die Auszeichnung mit dem Nobelpreis mündet. Diese zweite Hälfte ist mehr Drama und gerade hier kommen die Schwächen des Films deutlich sichtbar hervor. Zu gewollt und konstruiert wirkt die Geschichte trotz Realbezug in diesen Momenten. Fast scheint es, als habe Howard den Oscar mit aller Macht gewollt, erfüllt sein Werk doch hier alle Kriterien, um bei den Kritikern ordentlich abzusahnen. Doch ist „A Beautiful Mind“ kein schlechter Film, was vor allem an den Schauspielern liegt. Allen voran Russell Crowe spielt (mal wieder) über allen Dingen und den sicherlich nicht einfach zu spielenden Charakter des John Nash nimmt man ihm durchweg Anfang. Die amüsantesten Momente hat der Film zu Beginn, wenn der unnahbare Nash seine ersten sozialen Kontakte knüpft und Crowe teilweise Grimassen wie ein kleiner Schuljunge schneidet, im weiteren Verlauf dann aber den von der Krankheit merklich gezeichneten und gealterten Mann mit Bravour gibt.Auf jeden Fall eine Oscar-reife Vorstellung des Australiers.

Auch Jennifer Connelly kann mehr als überzeugen. Leider wird im Laufe des Films nur zu wenig von ihrem Gefühlsleben preisgegeben. Wie man es nicht anders von ihm gewohnt ist, enttäuscht auch Ed Harris als „Big Brother“ Parcher in keinster Weise und gibt eine starke Vorstellung. Das Ende des Films kommt dann leider etwas zu plötzlich, aus heiterem Himmel sind Jahrzehnte vergangen und über die eigentliche Arbeit Nashs wird groß kein Wort gesagt oder verloren. Von seiner Krankheit geheilt ist er zwar nicht, doch hat er im Laufe der Jahre damit umzugehen gelernt. Dies allerdings wird in wenigen Minuten mehr angerissen als erzählt. „A Beautiful Mind“ hätte wirklich ein ganz großer Film werden können, leider hat Howard aber gerade in den wichtigen Momenten der zweiten Hälfte halt gemacht und zu viele berechnende Elemente eingebracht. Die erste Hälfte ist spannend, interessant und begeisternd, die zweite hingegen etwas zu konstruiert und konventionell. Insgesamt ein trotzdem sehenswertes Drama.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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